Kolumne „Mitten in …“:Auf die Diebe ist auch kein Verlass mehr

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(Foto: Marc Herold)

Einbrecher haben das Kellerabteil einer Berliner SZ-Redakteurin aufgebrochen. Nicht zum ersten Mal. Aber in diesem Fall hadert sie besonders mit der Auswahl des Diebesguts.  Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Berlin

Es klingelt Sturm im Wohnhaus im Berliner Westen. Die Nachbarin steht in der Tür, sie war gerade im Keller und hat festgestellt, dass in mehrere Abteile eingebrochen wurde. Wieder mal. Schon vor einigen Jahren haben Diebe alles mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest war, Kinderwagen, Fahrradsitze, Spielzeug, sogar Kindlers Literaturlexikon fehlte. Die Nachbarin wundert sich, wie wenig schockiert man die schlechte Nachricht aufnimmt. Was sie nicht weiß: Das Kellerabteil muss seit Jahren entrümpelt werden, ein Umzug steht an. Beim Blick durch die professionell aufgeknackte Tür dann die böse Überraschung. Keine Spur der Verwüstung, jede Kiste ist fein säuberlich an ihrem Ort. Nichts wurde durchwühlt, kein Gegenstand fehlt, nicht einmal die alten Fahrräder sind weg. Auf Berlins Kriminelle ist auch kein Verlass mehr. Verena Mayer

(Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Venedig

Reden wir nicht lange drum herum: Venedig hat ein Problem. Und es geht jetzt nicht um die allgemein zu beweinenden und nur durch absurdeste Anstrengungen abzuwendenden Untergangsszenarien. Sondern: Wer auf die öffentlichen Bootsverbindungen via Vaporetto angewiesen ist, braucht selbst für kleinste Strecken grob geschätzt eine Ewigkeit. Was für Touristen ach so romantisch wirken mag, muss Venezianer frustbedingt auf irrwitzige Ideen bringen. Und Architekturbüros auch: Vaporetti in den Untergrund, Durchgangsbahnhöfe et cetera. Damit aber niemand, wirklich niemand auf dumme Ideen kommt, hat sich der venezianische Protest schon vorab formiert. An der (noch überirdischen) Vaporetto-Haltestelle „Celestia“ klebt ein Sticker, darauf: in Rot durchgestrichen der Schriftzug „Stuttgart 21“. Venedig bleibt oberirdisch. Hoffentlich. Johannes Korsche

(Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Schloss Linderhof

An einem sonnigen Wochentag im November ist wenig los im kleinsten Schloss des bayerischen Märchenkönigs. In aller Ruhe kann man das verstörend breite Sortiment im Souvenirshop bestaunen. Kuckucksuhren, Gustav-Klimt-Merchandise und Bud-Spencer-Tasse konkurrieren mit dem Neuschwanstein-Bausatz. Sonst werden Besucher im Fünf- bis Zehn-Minuten-Takt durch die „Königliche Villa“ im weitläufigen Park geschleust. Heute wartet neben dem Eingang nur ein einsamer Kinderwagen. Gerade mal zwei Reisebusse heute, verrät eine Mitarbeiterin, als ein älterer Mann vermutet, dass hier gerade die toteste Zeit des Jahres sein könnte. Ja, sagt sie, berät sich dann aber mit einem Kollegen. Da gibt es ja noch ein paar Tage im Februar, an denen höchstens Langläufer vorbeischauen. „Das ist wahrscheinlich die tödlichste Zeit.“ Claudia Henzler

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