Kolumne "Mitten in...":Gierige Vögel statt unsichtbares Virus

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In Venedig stellt das Coronavirus nicht die einzige Gefahr dar, in Berlin öffnet die Post duftende Pakete und in Düsseldorf sagt ein Vermieter nur die halbe Wahrheit.

Mitten in... Venedig

(Foto: Marc Herold)

Venedig ist auch bekannt für seine Bars mit Tapas, die hier Cicchetti heißen. Ein Gläschen Wein, ein Teller mit Schwertfisch-, Sardellen- oder Lardo-Happen, die man mit ins Freie nehmen kann. Gut so, denn der Freund, aus Kalifornien angereist, scheut coronafürchtig das Innere von Restaurants. Schon in der ersten Osteria hatte man uns allerdings gewarnt: Vorsicht vor den Möwen! Vor dem ersten Lokal ging alles gut. Im zweiten gab es innen eine kühle Sitzgelegenheit. Der Freund bestand trotzdem darauf, draußen zu essen. Wir teilten die Cicchetti, denn ich blieb drinnen sitzen - und wurde durchs Fenster Zeuge des Unheils: Als er den Teller auf die Balustrade am Kanal stellen wollte, schoss blitzschnell eine Möwe heran und stürzte sich auf die Brötchen. Und der Kalifornier? Zog um in den Gastraum. Gierige Vögel sind eindeutig die konkretere Gefahr als ein unsichtbares Virus. Hans Gasser

Mitten in... Berlin

(Foto: Marc Herold)

Man kommt nach einer Woche Homeoffice ins Büro und findet einen Paketschein vor. Sieben Tage alt, genau die Frist, nach der das Paket zurück zum Absender geschickt werden soll. Ein Paket? Man macht sich sofort auf zur Post, ist ja nur einen Block weiter. Und ist neugierig. Ist es noch da? Der Schaltermann fängt an zu suchen. Hinten. Unter der Theke. Wo könnte es sein? Er fragt den Kollegen. Die Warteschlange murrt, aber der Kollege sucht. Und kommt zurück mit einem richtig großen Karton. Aber ist der nicht geöffnet? "Möchten Sie die Verpackung mitnehmen?", fragt er. Bitte? Ja, da sei doch ein riesiger Blumenstrauß drin gewesen, den habe die Post nicht vertrocknen lassen wollen. Da stehe er doch. Tatsächlich, jetzt sieht man den schönen bunten Strauß auf der Theke. Und ist gerührt. "Danke fürs Retten. Behalten Sie ihn gerne da." Cerstin Gammelin

Mitten in... Düsseldorf

(Foto: Marc Herold)

Es ist ein Luxusproblem, klar. Aber ich hätte in Düsseldorf so gerne eine Wohnung mit Balkon, am liebsten im zentralen Stadtteil Pempelfort. An einem Abend sticht ein Inserat auf einem Immobilienportal ins Auge: "Lichtdurchflutete, teilmöblierte 2-Zimmer-Wohnung in D-Dorf am Hofgarten zu vermieten". 70 qm, 700 Euro kalt. "Teilmöbliert" könnte ein Haken sein, ansonsten wirkt die Anzeige seriös. Für Samstagnachmittag ist eine Besichtigung vereinbart. Und tatsächlich: Der Balkon ist ein Traum, besser geht's kaum. Die Wohnung wirkt sogar noch viel größer als gedacht. Nanu, gibt es hier sogar vier Zimmer? "Ja, zwei Zimmer nutze ich als Archiv, die können Sie nicht besichtigen", sagt der aktuelle Mieter, ein älterer Mann. Der Vermieter ergänzt: "Darum ist die Wohnung auch so günstig." Ach so, okay, aber: nein, danke! Jana Stegemann

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