SZ-Kolumne "Mitten in ...":Gras statt Fraß

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Pizza- oder Asia-Lieferdienste gibt es überall. Aber in Berlin kann man noch ganz andere Sachen bestellen. Drei Anekdoten aus Deutschland und Europa.

Mitten in ... Berlin

Illustration: Marc Herold (Foto: /)

Berlin ist die Stadt der Lieferdienste. Egal, ob man einen Fahrradweg entlangradelt, in der U-Bahn sitzt oder mit dem Auto im Stau steht - Menschen mit Box auf dem Rücken, die Essen ausliefern, sind überall zu sehen. Man begegnet ihnen vor den Restaurants, wo sie auf die Essensschalen oder Pizzakartons warten, man sieht sie Treppenhäuser hochhasten oder steigt über ihre eilig hingeworfenen Fahrräder auf dem Bürgersteig. Insofern wundert man sich nicht über die beiden Männer im Hauseingang, die ihre Finger suchend über das Klingelschild gleiten lassen. Für Kurierfahrer sind sie zwar ein wenig dunkel angezogen, und sie tragen Bauchtaschen statt Boxen. Aber sie sind eindeutig hier, um etwas zu liefern. Während der eine auf seinem Handy die Adresse abgleicht, fragt der andere hilfesuchend: "Haben Sie das Gras bestellt?" Berlin ist eben die Stadt der Lieferdienste. Verena Mayer

Mitten in ... Alba

Illustration: Marc Herold (Foto: /)

Trüffel und Wein, Trüffel und Wein, Trüffel und Wein: Die Gastronomie von Alba, einer Kleinstadt im Piemont, konzentriert sich auf lukrative regionale Produkte. Der Alba-Trüffel zählt zu den teuersten Lebensmitteln der Welt, der Barolo zu den edelsten Weinen Italiens. Aber was ist mit Nutella? Der Konditor Pietro Ferrero hat hier 1946 jene Süßwarenfirma gegründet, die mit Nuss-Nougat-Creme berühmt wurde. Im Zentrum von Alba ist der Konzern erstaunlicherweise nicht präsent, es gibt es keinen Flagship-Store, keinen Fabrikverkauf und auch keinen Schokobrunnen. Wollen die uns veralban? Leicht enttäuscht und unterzuckert schlurfen wir zurück zum Parkplatz - und erblicken eine unscheinbare Bar, die damit wirbt, Partner-Betrieb von Ferrero zu sein. Wir bestellen Haselnusstörtchen, Schoko-Pralinen und die Spezialität des Hauses: Espresso mit Nutella. Ein Albatraum! Titus Arnu

Mitten in ... Cala Ratjada

Illustration: Marc Herold (Foto: /)

Da hat man endlich gelernt, dass Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und Dösen im Schatten gesundheitsfördernd auf Körper und Geist wirken. Und dann kommt im Urlaub auf Mallorca die Tochter daher mit ihrem Wunderspray, das die Haut angeblich schneller bräunt. Kann man ja mal versuchen, kommt ja sonst kaum Sonne zu den Pigmentzellen durch, außer beim Planschen im Pool und Wellenspringen im Meer - was an UV-Strahlung leider reicht, um statt des erhofften Turbo-Ferienteints fiese Pusteln zu produzieren, die wie verrückt jucken. Mallorca-Akne eben. Da hilft nur medikamentöse Abhilfe. Höflich und auf vielen anderen Reisen eingeübt wird versucht, der Apothekerin in Cala Ratjada auf Englisch zu erklären, was einen piesackt. Bis diese freundlich unterbricht: "Können Sie bitte Deutsch sprechen, das kann ich besser." Karin Kampwerth

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