SZ-Kolumne „Mitten in …“:Verdächtige Flüssigkeit

Lesezeit: 2 Min.

(Foto: Marc Herold)

Die USA-Korrespondentin der SZ ist kürzlich Mutter geworden und muss vor einem Flug noch schnell Milch abpumpen. Nur: Wie kommt man damit durch die Sicherheitskontrolle? Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in … Atlanta

Reisen als stillende Mutter sind ein wenig komplizierter. Glücklicherweise hat der US-amerikanische Kapitalismus auch für diese Zielgruppe eine Lösung parat. Ein Start-up hat an öffentlichen Orten überall im Land Kabinen aufgestellt, in denen man in Ruhe abpumpen kann. Beim Zwischenstopp am Flughafen Atlanta also: Rein in die Bude, Pumpe anschließen, Zeit absitzen, fertig. Mit der Muttermilch in der Thermoskanne läuft man danach zur Sicherheitskontrolle. Das will sich die Kontrolleurin doch mal genauer anschauen, kann ja jeder behaupten, dass da keine Säure oder sonst wie gefährliche Flüssigkeit drin ist. „I gotta taste it“, nuschelt sie. Wie, sie will mal probieren? Echt jetzt? „No, I gotta test it.“ Ach so, nur testen. Na dann, bitte gern. Dann taucht sie einen Papierstreifen in die Kanne und lässt einen passieren. Ann-Kathrin Nezik

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Regensburg

Regensburg, Altstadt. Die Deischgasse liegt nicht an der Donau, weshalb ihr Name auch nicht auf eine Uferbefestigung hinweist, sondern auf den Wundarzt Daniel Gerhard Friedrich Deisch, der dort im 19. Jahrhundert sein segensreiches Werk verrichtet hat. Heute immer noch: Gejammer, martialisches Gestöhn, Keuchen. Gebeugte Gestalten, schweißüberströmt, schleppen Säcke durch die Gasse, ein Mittelalterpanoptikum aus Lagerarbeitern und Lastenträgern. Knechte auf dem Weg zum Bauernmarkt? Steinbrecher aus einem nahe gelegenen Arbeitslager? Um die Ecke liegt die Auflösung: Ein Fitnessstudio bereitet seine Insassen „auf die Herausforderungen des Alltags“ vor. Kiloschwere Säcke liegen vor dem Eingang und werden zur Demonstration des Muskelaufbaus und zum Amüsement der Restaurantgäste durch die Straßen getragen. Stefan Kornelius

(Foto: Marc Herold)

Mitten in … Venedig

Man sollte meinen, so was passiert in Venedig nur Anfängern. Von wegen. Nach einem langen Streifzug durch die Biennale-Ausstellungen freut man sich auf den Apéro am Kanal. Wie immer am ersten Abend in einer kleinen Bar gegenüber der historischen Werft in Zattere. Nur wenige Gäste stehen draußen, dafür ist es drinnen gesteckt voll. Bestens, so findet man schnell ein Plätzchen in der Abendsonne. Nur mal kurz die Cicchetti und den Spritz Select auf der Kanalmauer parken, um die Handtasche abzustellen und – wumms! Eine monströse Möwe hat sich im Sturzflug blitzschnell einen Cicchetto geschnappt, dabei den Spritz umgeworfen und den Teller mit den restlichen, vom Spritz durchtränkten Häppchen auf den Boden gefegt. Zurück bleiben eine bedröppelt dreinblickende Touristin und eine Möwe, die sich auf dem Dach sitzend einen abgackert. Evelyn Vogel

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