Mitten in ... Amsterdam
Mein Termin ist geplatzt. Endlich Zeit. Ich trinke Kaffee in der Haarlemmerstraat. Eine Amsterdamerin setzt sich zu mir, wir reden, sie lacht viel. Als Maria über das Impfen schimpft ("Ich bin stark genug"), will ich schon gehen. Dann erwähnt sie die "Embassy of the Free Mind". Und führt mich gleich hin: ein prächtiges Haus in der Keizersgracht, von einer reichen Familie gestiftet, mit Museum und Bibliothek zu Alchemie und Okkultismus. Dan Brown recherchierte "Origin" hier, sagt Maria und zeigt mir ein goldenes Ei in einer Vitrine, den "Heiligen Gral von Amsterdam". Im Garten ein Engländer mit langen grauen Haaren, Professor für die Geschichte der westlichen Esoterik. Wir plaudern, über Hermes Trismegistos, Christian Rosencreutz und andere Helden seines Fachs. Am Ende fragt er nach meinem Sternbild. "Zwilling? Ideal für Menschen, die schreiben." Thomas Kirchner
Mitten in ... Verona
Endlich wieder Oper! Dass die Pandemie alles komplizierter macht, ist nicht so schlimm, man hat sich schließlich informiert. Dachte man. Oh, Stoffmaske geht nicht? Gut, dass es vor dem Eingang FFP2-Masken zu kaufen gibt. Erste Hürde genommen, jetzt auf zur Green-Pass-Kontrolle, hier geht's nur geimpft, getestet oder genesen weiter. Die App herausgezogen, zum QR-Code gewischt, der Herr vor der Arena di Verona scannt - und sagt dann: Documento! Mit so einer App könnte ja jede kommen. Oh nein, der Ausweis liegt daheim, die Handtasche ist klein, der Herr vor der Arena aber unerbittlich. Ich wische gestresst auf dem Handy herum, lässt sich irgendwie meine Identität belegen? Social-Media-Profile überzeugen ihn nicht, da endlich: Eine uralte Mail, im Anhang ein Foto meines Ausweises. Puh. Das nächste Mal informiert man sich vielleicht wirklich. Elisa Britzelmeier
Mitten in ... Stainz
Drei Großstädter landen für eine Hochzeitsfeier in der steirischen Provinz. Die Sonne scheint und bis zum Abend sind noch ein paar Stunden zu vertreiben, also ab ins nächste Freibad. Gleich drei Bäder zeigt Google Maps in selber Entfernung an, man entscheidet sich für Abkühlung im Ort Stainz. Dort ist der Eingang zum Bad etwas versteckt durch einen Imbiss zu erreichen, im Kassenhäuschen sitzt keiner. Auf Nachfrage bei Imbiss-Gästen wird abgewinkt, zahlen muss man hier nichts. Kostenfrei und beinahe allein im öffentlichen Schwimmbad mit Sprungturm, Rutsche, Minigolf und weitläufiger Liegewiese, das begeistert die Großstädter. Und das Poolwasser riecht nicht mal nach Chlor. Bei etwa zehn Badegästen an einem sommerlichen Samstagnachmittag ist Chemie ja vielleicht auch gar nicht nötig - genauso wenig wie ein Kassenwart. Aurelie von Blazekovic