SZ-Kolumne "Mitten in ...":Das Bier, dessen Name nicht genannt werden darf

Ein Glas Bier

(Illustration: Marc Herold)

Auf der Beerdigung eines ehemaligen Offiziers in Kalifornien lernt ein SZ-Redakteur, dass die Geheimhaltung bei der Air Force mitunter absurde Folgen hat. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Riverside

Früher war es ein Geheimnis, jetzt ist es eine Anekdote. Niemals hätte Bob sich oder das Projekt verraten. Bei der Air Force bauten sie damals Spionagesatelliten, die vor allem über der Sowjetunion und China Fotos machten. 83 Jahre alt wurde Bob, pensionierter Lieutenant Colonel, seine Familie nimmt Abschied auf dem Riverside National Cemetery; mit Flagge falten, Trompetensolo und drei Schuss Salut. Der Vorgesetzte von damals und einige Freunde sind dabei, nun kann über den Namen des Satellitenprogramms gesprochen werden, es gibt ja auch längst einen Wikipedia-Artikel dazu. Corona. Damals war das Wort nur in der Dienststelle erlaubt, außerhalb habe Bob es immer vermieden, auch, als er im Restaurant dieses mexikanische Bier bestellte, das unaussprechbare also. Er tippte mit dem Finger auf die Karte und sagte zur Kellnerin: "This one, please." Detlef Esslinger

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Mitten in ... München-Flughafen

Terminal 2 am Münchner Flughafen, Ankunftsbereich. Sechs Frauen ragen heraus aus der Masse der Wartenden: Sie stecken in aufblasbaren T-Rex-Kostümen mit eingebauten Mini-Kompressoren, außerdem haben sie ein Plakat dabei: "Welcome back from Prison!" Ihre Polyester-Körper schwanken jedes Mal erwartungsfroh raschelnd hin und her, wenn sich die Milchglastür öffnet, doch die Sache zieht sich. Die Spannung steigt, auch bei den Umstehenden. Wen die sechs wohl abholen? Jeff Goldblum aus "Jurassic Park"? Oder Ex-Knacki Boris Becker? Endlich ist es so weit, herausspaziert kommt ... eine zierliche Frau Anfang zwanzig, schwarze Sporthose, Hoodie, Flechtzöpfe. No glamour, no crime. Die T-Rexinnen schließen sie in ihre dünnen Dino-Ärmchen, danach schalten sie die Kompressoren aus. Sofort ist die Luft raus. Aus den Kostümen - und aus der ganzen Szene. Nadeschda Scharfenberg

Mitten in ... Berlin

SZ-Kolumne "Mitten in ...": (Illustration: Marc Herold)

(Illustration: Marc Herold)

Im Hof eines Berliner Mehrfamilienhauses unterhalten sich fünf Jugendliche. Sie kommen offenbar gerade aus der Schule, tragen Rucksäcke und stehen nahe den Mülltonnen herum. Ein Mädchen ist chinesischer Abstammung, ein Junge stammt aus Polen, zwei weitere Jungs haben Eltern, die aus Deutschland stammen. Die Eltern des fünften Teenagers, der offensichtlich brandneue Sneaker und eine auffällige Jacke trägt, sind aus Nigeria. Zu ihm sagt einer der weißen Jungs recht unvermittelt: "Alter, haha, deine Jacke ist so orange wie die Müllabfuhr." Der Junge mit der dunklen Hautfarbe lächelt nur cool, um dann lässig und unter großem Gelächter zu parieren: "Ja, Digga, und teilweise sind Mülltonnen auch schwarz. Check mal deine Vergleiche, die sind voll bodenlos. Und Bro, ich sag' dir noch was: Meine Jacke ist premium." Sina Kampe

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