Mitten in ... Westerland
Illustration: Marc Herold
Sylt im Sommer, die Insel ist rappelvoll, die Sonne scheint, der Strand wartet. Zunächst geht es in Westerland aber in die Apotheke, denn der Begleiter hat seine Maske vergessen. Die Kundin vor einem hat dasselbe Anliegen. Dann das erste Sylt-Erlebnis: Happige 4,40 Euro soll die FFP2-Maske kosten. Während man selbst eine OP-Maske für ebenfalls stolze 1,50 Euro ersteht, folgt das zweite Sylt-Erlebnis. Kunde Nummer drei tritt ein und äußert laut sein Begehr: "Ich brauch was fürn Arsch." Alle Blicke richten sich auf den Mann, ihn ficht das nicht an. "Ich sprech gern Klartext, ich habe Hämorrhoiden." Auch dafür hat der Apotheker etwas parat. Ob das so überteuert ist wie die Masken, vermag man nicht zu beurteilen. Aber eins ist schon am ersten Urlaubstag mal wieder klar: Auf Sylt kann man nicht nur am Strand was erleben. Nina Bovensiepen
Mitten in ... Berlin
Illustration: Marc Herold
Berlin, ein Samstagnachmittag im Sommer. Die Sonne scheint, man radelt entspannt durch das friedliche und saubere Charlottenburg, bürgerliche Wohngegend, herrschaftliche Altbauten mit schicken Wohnungen. Das Ziel ist ein Geburtstagsfest mit festlicher Tafel in idyllischem Garten. Auf dem Bürgersteig läuft eine junge Frau, gepflegte Erscheinung, Jeans, Pulli, Rucksack. Die Frau taumelt kurz, stockt, bleibt stehen, erbricht sich plötzlich auf den Bürgersteig. Dann eilt sie weiter zu einem der Lindenbäume am Straßenrand und muss sich noch mal übergeben. Zwei Männer stehen unweit des Baumes vor einem Spielcasino. Sie rauchen und schauen der jungen Frau völlig ungerührt und gelassen zu. Als sie fertig ist, richtet sich die Frau wieder auf, sie wirkt erschöpft und mitgenommen. Da fragt einer der beiden Männer: "Hat nich' jeschmeckt, wa?" Tina Borck
Mitten in ... Portese
Illustration: Marc Herold
Es ist fast Mitternacht, zum Glück gilt keine Sperrstunde mehr, und auf der Terrasse des größten Hotels im Ort gibt die Alleinunterhalterin alles. Essen, Spaziergang, na gut, auf ein Getränk setzen wir uns noch. Auf die Hotelterrasse, weil der Ausblick auf den See gar so schön ist. Der Kellner hat eine schlechte Nachricht: Der Limoncello ist aus. Wie, der Limoncello ist aus? Limoncello mag zwar von der Amalfiküste im Süden Italiens kommen, ist hier am Gardasee aber doch mindestens so beliebt, dass man meinen könnte, er würde in riesigen Tanks unter der Erde gelagert, angeliefert wie Heizöl, Vorräte für mehrere Saisons. Der Kellner bringt also Wodka Lemon. Es schmeckt nicht. Man würde sich jetzt wirklich supertouristisch vorkommen. Aber die Idee mit dem Wodka hatte zum Glück der italienische Teil der Familie. Elisa Britzelmeier