Mission Impossible:Keine Fortsetzung im Reichstag

Tom Cruise will so gern rein in die deutsche Politzentrale, um den dritten Teil seiner unmöglichem Mission zu drehen. Aber Hausherr Thierse sperrt sich.

Rund 3.000 Quadratmeter Glasfläche, 47 Meter Höhe und 800 Tonnen Stahlkonstruktion sind Eckdaten, an denen ein Actionheld nicht vorbeikommt. Kaum verwunderlich also, dass Hollywood-Star Tom Cruise die Reichstagskuppel unbedingt in seinem neuen Film "Mission Impossible 3" haben will. Für Berlin wäre das ein Imagegewinn, sagen Politiker und die Filmfirma. Wie im Film gibt es allerdings einen Gegenspieler: Bundestagspräsident Wolfgang Thierse hat die Aufnahmen im Reichstagsgebäude untersagt.

Im Sommer sollen die Dreharbeiten für den dritten Teil der weltweit erfolgreichen "Mission Impossible"-Reihe in den Filmstudios Babelsberg beginnen. Cruise wird erneut als mit allen Wassern gewaschener Agent spektakuläre Abenteuer bestehen, und viele davon handeln an Originalschauplätzen in Berlin.

Mitte April war Cruise nach Berlin gereist, um Drehorte auszusuchen. 400 so genannter Locations in vier Tagen wurden im Eiltempo besichtigt. "Davon haben wir einige Locations in die engere Wahl gezogen, und eine davon ist der Reichstag", erklärt der Sprecher des Studios Babelsberg, Felix Neunzerling.

Man habe sich mit Thierses Büro in Verbindung gesetzt und "von dort sofort eine grundsätzliche Ablehnung bekommen". Er könne Thierses Argumente sehr wohl nachvollziehen. Aufgeben wolle man den Plan allerdings erst, wenn es eine prinzipielle Absage gebe. Es sei lediglich eine Dialogszene geplant.

FDP-Chef Guido Westerwelle outete sich bereits als Action-Fan. "Wenn ein solcher Straßenfeger-Film das Reichstagsgebäude zu einem internationalen Star machen kann, dann sollte sich der Bundestag nicht kleinkariert dagegen stellen. Das ist eine herausragende Chance, weltweit das Interesse an Berlin zu wecken und Besucher nach Deutschland zu holen. Solche Dreharbeiten - selbstverständlich unter Auflagen - stehen der Würde des Hauses nicht entgegen", erklärte er.

Die Grünen sprachen sich ebenfalls dafür aus, das Reichstagsgebäude als Filmkulisse bereitzustellen. "Nicht 'Mission Impossible', sondern 'Mission Possible' lautet hier mein Wunsch", sagte Fraktionsgeschäftsführer Volker Beck. "Die Dreharbeiten wären prima Werbung für die Hauptstadt Berlin samt ihrer Institutionen."

Die Vorsitzende des Bundestags-Kulturausschusses, Monika Griefahn (SPD), hat andere Befürchtungen: "Wenn man einmal eine Ausnahme macht, dann werden die Filmfirmen vermutlich Schlange stehen. Die Kuppel müsste dann jedes Mal für den Besucherverkehr gesperrt werden. Das aber steht dem Gedanken entgegen, dass der Reichstag ein transparentes und für die Bevölkerung offenes Haus sein soll."

Bliebe es bei der Ablehnung, befände sich Cruise in guter Gesellschaft. Moderator Thomas Gottschalk wollte zur Einlösung seiner Wettschuld eine Rede im Plenarsaal halten und wurde von Thierse abschlägig beschieden. Regisseur Steven Spielberg und Ulknudel Guildo Horn hätten auch schon Interesse gehabt, berichtete der "Tagesspiegel".

24 Jahre lang musste der Verpackungskünstler Christo um seine Reichstagsverhüllung kämpfen. Karl Carstens war dagegen, Willy Brandt dafür, Philipp Jenninger dagegen, erst 1995 wurde das Projekt realisiert.

Die Schauspielerin Senta Berger dagegen durfte drehen: Als Taxifahrerin für die ZDF-Serie "Die schnelle Gerdi" drehte sie in der Kuppel. Aufmerksamen Zuschauern entging allerdings der "parlamentarische Bezug", der für die Genehmigung solcher Dreharbeiten notwendig ist.

Möglicherweise haben es Cruise und sein Team nur falsch angefangen. Vor zwei Jahren durfte "Politibongo", eine Kindersendung und gemeinsames Projekt von Bundestag, Kinderkanal und SFB, im Reichstag gedreht werden. Die Handlung: Außerirdische sind mit ihrem Raumschiff "Politibongo" mitten auf dem Reichstagsgebäude gelandet.

Das Szenario könnte so in etwa auch auf einen "Mission Impossible"-Streifen zutreffen. Die Kinderfilmmacher hatten allerdings gegenüber Cruise & Co. Einen womöglich entscheidenden Vorteil. Einer der Nebendarsteller in "Politibongo" hieß Wolfgang Thierse.

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