Missbrauchsfall in Staufen:Angeklagter auch unter Mordverdacht

Missbrauchsfall in Staufen - Prozess gegen Vergewaltiger

Zu Prozessbeginn vor dem Freiburger Landgericht verbirgt der Angeklagte 33-Jährige sein Gesicht vor den Kameras.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)
  • Gegen den in Freiburg wegen Kindesmissbrauch vor Gericht stehenden Mann aus Spanien wird nun auch wegen Mordes ermittelt.
  • Der Vorwurf: Gemeinsam mit einem bisher unbekannten mutmaßlichen Mittäter soll er ein bisher ebenfalls unbekanntes Mädchen erwürgt haben.
  • Im Fall des missbrauchten Jungen aus Staufen hat er gestanden, sich in mindestens 15 Fällen an dem damals Neunjährigen vergangen zu haben. Den Mordvorwurf dementiert er.

Gegen einen in seiner Heimat wegen Besitzes von Kinderpornografie vorbestraften Spanier sind neue Vorwürfe erhoben worden: Es geht um Mord. Aktuell läuft ein Prozess gegen den Mann im Staufener Missbrauchsfall. Vor dem Landgericht in Freiburg hat er bereits gestanden, sich in mindestens 15 Fällen an dem damals neunjährigen Jungen vergangen zu haben.

Der 33-Jährige aus der Nähe von Barcelona steht nun zusätzlich in Verdacht, gemeinsam mit einem weiteren Mann ein Mädchen missbraucht und erdrosselt zu haben, sagte Staatsanwältin Nikola Novak am Freitag. Es gebe neue, konkrete Hinweise. Die Tat soll sich vermutlich in Weißrussland ereignet haben. Um wen es sich bei dem Mädchen und dem mutmaßlichen Mittäter handele, sei unklar. Der Spanier ließ über seine Anwältin mitteilen, dass er die Vorwürfe zurückweist. Die Justiz ermittelt.

Die Polizei werte Filme und Fotos aus, die Kindesmissbrauch zeigen und die beim Angeklagten und anderen gefunden wurden, sagte ein Ermittler der Polizei. Diese Videos und Filme seien wichtig für die Urteilsfindung, so der psychiatrische Gutachter Hartmut Pleines. "Sie haben eine ganz große Bedeutung, vor allem mit Blick auf eine Risikoanalyse." Sie zeigten, welche Rolle Gewalt spiele und welche sexuellen Fantasien vorlägen. Aus ihnen lasse sich ableiten, welche Gefahr vom Angeklagten für die Allgemeinheit ausgehe. Sie seien glaubwürdiger als persönliche Angaben des Angeklagten.

Zum Prozessauftakt am Donnerstag hatte der Angeklagte zugegeben, an Gewalt und an Sex mit Kindern interessiert zu sein. Wegen des Besitzes von Kinderpornografie saß er in Spanien sechs Monate im Gefängnis.

Der Mann soll im Staufener Missbrauchsfall zu denjenigen gehört haben, die sich am häufigsten an dem Jungen vergangen haben. Mehr als zwei Jahre lang war der damals Acht- bzw. Neunjährige im Darknet angeboten und Männern aus dem In- und Ausland gegen Geld für Vergewaltigungen überlassen worden. Seine Mutter (48) und ihr wegen schweren Kindesmissbrauchs vorbestrafter Lebensgefährte (39) werden dafür verantwortlich gemacht. Sie haben bereits gestanden. Es gab in dem Fall insgesamt bislang acht Festnahmen und Anklagen.

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