Süddeutsche Zeitung

Missbrauch in der Kirche:Kardinal Pell wusste über pädophile Priester Bescheid

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Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung der australischen Regierung von 2017. Doch erst jetzt wurden die Erkenntnisse über den ehemaligen Finanzchef des Vatikans veröffentlicht.

Der australische Kardinal George Pell soll über Fälle des Kindesmissbrauchs beziehungsweise des Verdachts darauf durch Priester Bescheid gewusst haben. Das geht aus einer Untersuchung der australischen Regierung hervor, die jetzt veröffentlicht wurde. Papst Franziskus' früherer Finanzchef wusste demnach, dass ein Priester vor Jahrzehnten versetzt wurde, weil er Kinder sexuell belästigt hatte, und hätte einen weiteren mutmaßlich pädophilen Priester versetzen müssen.

Der Abschlussberichts der Kommission über die Untersuchung zu Kindesmissbrauch war teilweise schon 2017 veröffentlicht worden. Da gegen Kardinal Pell selbst aber ein Missbrauchsprozess lief, waren die Erkenntnisse über ihn unter Verschluss gehalten worden. So sollten vorbelastete Urteile bei einer möglichen weiteren Strafverfolgung verhindert werden. Nachdem Pell jedoch vom höchsten Gericht im April freigesprochen wurde, entschied die Regierung den gesamten Bericht zu veröffentlichen.

13 Monate im Gefängnis

Die Kläger hatten Pell vorgeworfen, in seiner Zeit als Erzbischof in Melbourne in den 1990er Jahren zwei Chorknaben missbraucht zu haben. Der 78-Jährige verbrachte 13 Monate im Gefängnis, bevor er freigesprochen und freigelassen wurden. Pell, der mittlerweile in einem Pfarrhaus in Sydney wohnt, äußerte sich zunächst nicht zu der jetzt veröffentlichten Untersuchung.

Der Abschlussbericht der Kommission enthält Dutzende Seiten über seinen Umgang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs. Es geht darin ausdrücklich nicht um Missbrauchsvorwürfe gegen Pell, sondern um sein Wissen über Beschwerden gegen pädophile Priester in seiner Zeit als Priester im Bistum Ballarat und später als Erzbischof von Melbourne. Pell steht im Verdacht, an der Vertuschung von Vorwürfen beteiligt gewesen zu sein. Bei den öffentlichen Sitzungen der Missbrauchskommission räumte Pell ein, er habe "damals" den Unschuldsbeteuerungen beschuldigter Priester geglaubt.

Dem Guardian zufolge hat auch die Polizei im australischen Bundesstaat Victoria eine Kopie des Berichtes erhalten, möchte sich dazu aber noch nicht äußern.

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