Missbrauch:Japan will Besitz von Kinderpornografie verbieten

Immer wieder forderte die internationale Gemeinschaft Japan auf, hier nachzubessern: Jetzt hat Japans Parlament ein Gesetz auf den Weg gebracht, das den Besitz von Kinderpornografie verbietet. Es soll jedoch Ausnahmen geben.

Kaum vorstellbar, dass diese Rechtsnorm in der Industrienation bislang noch nicht existierte: Das japanische Unterhaus hat ein Gesetz verabschiedet, das den Besitz von Kinderpornografie unter Strafe stellt. Japan reagiert damit auf jahrelange internationale Kritik. Pornografische Darstellungen von Kindern in japanischen Manga-Comics bleiben allerdings legal.

Dem neuen Gesetz zufolge werden Personen, die Videos und Fotos realer Kinder zur "Befriedigung ihrer sexuellen Bedürfnisse" besitzen, mit bis zu einem Jahr Gefängnis oder bis zu einer Million Yen (etwa 7160 Euro) Geldbuße bestraft. Die Vorschrift muss noch vom Oberhaus verabschiedet werden, womit noch vor Ablauf der laufenden Parlamentsperiode am 22. Juni gerechnet wird.

Seit Jahren sieht sich Japan internationalem Druck ausgesetzt, seine Gesetze gegen Kinderpornografie mit denen in anderen entwickelten Ländern in Einklang zu bringen.

Zwar hat Japan 1999 die Produktion und Verbreitung von Kinderpornos verboten. Japan sei aber weiterhin das einzige Mitglied der G7-Gruppe, in dem der Besitz von Kinderpornos erlaubt ist, sagte Hiromasa Nakai, Sprecher des UN-Kinderhilfswerks Unicef. Die fernöstliche Wirtschaftsmacht gilt neben den USA und Russland als einer der größten Märkte für sexuelle Darstellungen von Kindern. In Deutschland drohen beim Besitz kinderpornografischen Materials Geldstrafen oder eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren.

Sexualisierte Darstellung in Mangas

Wer in Japan derzeit pornografische Bilder oder Videos besitzt, hat ein Jahr nach Verabschiedung des geplanten Gesetzes Zeit, um sie zu beseitigen. Kritiker bezweifeln jedoch, dass das neue Gesetz die Haltung bezüglich der sexuellen Ausbeutung von Kindern in Manga-Comics und Animationsfilmen wesentlich ändern wird.

Anzügliche Darstellungen von Kindern sind in Japan nicht schwer zu finden. In den Bahnen der Millionen-Hauptstadt Tokio sind immer wieder Männer zu sehen, die in Manga-Comics mit spärlich bekleideten Schulmädchen blättern.

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