Süddeutsche Zeitung

Missbrauch in Pennsylvania:Vatikan äußert "Scham und Bedauern"

  • Der Vatikan hat sich bestürzt über den mutmaßlichen Kindesmissbrauch durch Priester im US-Bundesstaat Pennsylvania geäußert.
  • Eine Grand Jury beschuldigt in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht mehr als 300 Geistliche, seit den 1940er-Jahren mindestens 1000 Kinder missbraucht zu haben.

Der Vatikan hat sich betroffen über den mutmaßlichen Kindesmissbrauch durch Priester im US-Bundesstaat Pennsylvania gezeigt. Für die in einem Bericht der Staatsanwaltschaft angeführten Missbrauchsfälle gebe es "nur zwei Worte: Scham und Bedauern", erklärte Vatikan-Sprecher Greg Burke. Sie hätten den Opfern ihre Würde und ihren Glauben geraubt. Papst Franziskus stehe auf der Seite der Opfer, versicherte er und nutzte dabei ungewöhnlich starke Worte, um die Ansichten des Pontifex zu verdeutlichen.

Eine Grand Jury in Pennsylvania hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Bericht mehr als 300 inzwischen zumeist verstorbene Geistliche beschuldigt, seit den 1940er-Jahren mehr als 1000 Kinder missbraucht zu haben. Wahrscheinlich gebe es sogar noch viel mehr Opfer. Fast alle mutmaßlichen Fälle gelten inzwischen als verjährt. Unter anderem war ans Licht gekommen, dass Kardinal Donald Wuerl, derzeit Leiter der Erzdiözese Washington, geholfen haben soll, beschuldigte Priester zu schützen.

"Die Kirche muss ihre Lektion aus der Vergangenheit lernen"

In der Mitteilung ging der Vatikan weder auf Rücktrittsforderungen gegen Wuerl ein, noch zitierte sie Papst Franziskus persönlich. "Die Kirche muss ihre harten Lektionen aus der Vergangenheit lernen", hieß es. Täter wie Vertuscher müssten zur Rechenschaft gezogen werden.

Zuletzt hatte der Papst den Rücktritt des früheren Washingtoner Erzbischofs Theodore McCarrick vom Kardinalsposten akzeptiert. Es war das erste Mal, dass ein hoher kirchlicher Wüdenträger den Rang des Kardinals in einem sexuellen Missbrauchsskandal verlor. McCarrick wird vorgeworfen, Jungen und Priesteramtskandidaten missbraucht zu haben.

Franziskus sei klar, wie sehr solche Verbrechen Glauben und Geist erschüttern könnten, sagte Vatikan-Sprecher Burke. Für Minderjährige und verletzliche Erwachsene in der Kirche und in der gesamten Gesellschaft müsse ein sicheres Umfeld geschaffen werden. In dem Bericht hatte die Jury aufgelistet, wie pädophile Priester oftmals durch die Hierarchie in der Kirche geschützt worden waren. Vielfach wurden sie an andere Stellen versetzt, während die Gemeinden vor Ort nichts über die Vorgeschichte der Geistlichen erfuhren.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4094857
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/afp/swi/saul
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.