Missbrauchsfall in Lügde:Frühe Hinweise auf Hauptverdächtigen missachtet

Missbrauchsfall Lügde

Polizeiabsperrung auf dem Campingplatz Eichwald.

(Foto: Guido Kirchner/dpa)

Im Fall des tausendfachen Missbrauchs auf einem Campingplatz hat das Jugendamt bekannt gegeben, schon 2016 Hinweise auf Pädophilie erhalten zu haben.

Im Fall des tausendfachen Missbrauchs auf einem Campingplatz in Lügde hat das Jugendamt Hameln-Pyrmont bekannt gegeben, schon 2016 mehrere Hinweise auf Pädophilie erhalten zu haben. Dennoch setzte die Behörde den hauptverdächtigen Dauercamper Andreas V. noch Anfang 2017 als Pflegevater für ein sechsjähriges Mädchen ein. Innerhalb eines halben Jahres äußerten eine Jobcenter-Mitarbeiterin, ein Vater und eine Kindergarten-Psychologin den Verdacht auf sexuell übergriffiges Verhalten des arbeitslosen 56-Jährigen. Alle Hinweise seien in der Akte vermerkt, sagte der zuständige Landrat Tjark Bartels (SPD). Zudem musste er einräumen, dass eine Jugendamtsmitarbeiterin wenige Tage vor Beschlagnahmung der Akten Ende 2018 einen Eintrag in der Akte gelöscht hatte. Dabei handelt es sich um ein Genogramm - ein Dokument, welches das Sozialsystem eines Menschen veranschaulicht. Die Mitarbeiterin hatte es Ende 2017 erstellt und ein wiederkehrendes Muster erkannt: "V. hat über Jahre immer wieder Kontakt zu jüngeren Mädchen gesucht und sie dann in ein Abhängigkeitsverhältnis gebracht." Die Frau wurde freigestellt; im Februar war bekannt geworden, dass auch der Jugendamtsleiter die Akte manipuliert hatte.

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