Die Nummer drei im Vatikan, Kardinal George Pell, muss sich in seiner Heimat Australien wegen mutmaßlichen Kindesmissbrauchs vor Gericht verantworten. Richterin Belinda Wallington entschied am Dienstag in Melbourne, die Vorwürfe gegen ihn seien ernst genug, um ein Hauptverfahren nach der vier Wochen dauernden Anhörung zu eröffnen. Mindestens einen von mehreren Anklagepunkten verwarf die Richterin nicht, so dass es zum Prozess kommen wird.
Pell wird beschuldigt, vor Jahrzehnten mehrere Opfer sexuell missbraucht zu haben. Im Vatikan ist Pell oberster Finanzberater von Papst Franziskus - wegen der Vorwürfe lässt er seine Ämter derzeit jedoch bis auf Weiteres ruhen. Für den Papst sind sie ein herber Rückschlag, hatte er doch öffentlich eine "Null-Toleranz-Politik" gegenüber sexuellem Missbrauch durch Würdenträger angekündigt.
Am Dienstag erschien Pell mit Kollar und begleitet von seinem Anwalt vor Gericht. Davor standen 40 Polizeibeamte. Einige Demonstranten wurden laut, als Pell das Gebäude erreichte. Er hatte zuvor angekündigt, auf nicht schuldig plädieren zu wollen, falls er sich vor Gericht verantworten müsste.