Mirco-Prozess in Krefeld:Angeklagter gesteht Mord an Mirco

Prozessauftakt in Krefeld gegen Mircos mutmaßlichen Mörder: Olaf H. hat vor Gericht erneut eingeräumt, den Zehnjährigen aus Grefrath entführt und ermordet zu haben. Bei den Eltern des Jungen will sich der Angeklagte aber nicht entschuldigen, weil die Tat "unentschuldbar" sei, ließ H. über seinen Anwalt erklären.

Mit einem Papierstapel vor dem Gesicht und mit Sonnenbrille betrat der mutmaßliche Mörder des kleinen Mirco am Dienstagmorgen den Gerichtssaal in Krefeld. Die Vorwürfe gegen den Familienvater wiegen schwer: Er ist angeklagt, den damals Zehnjährigen aus Grefrath entführt, sexuell missbraucht und ermordet zu haben.

Prozess Mirco

Das Interesse und die Anteilnahme am Schicksal von Mirco ist ungebrochen: Am Dienstagmorgen warteten vor dem Gericht in Krefeld Dutzende Menschen, um beim Prozessauftakt gegen den mutmaßlichen Mörder des Jungen dabei sein zu können.

(Foto: dpa)

Zum Prozessauftakt bestätigte der 45-jährige Angeklagte sein Geständnis. Der Verteidiger von Olaf H., Gerd Meister, sagte, die Vorwürfe der Anklage seien "im Wesentlichen richtig". Das Verbrechen werde seinen Mandanten "für viele Jahre ins Gefängnis bringen". H. wolle sich selbst aber zunächst nicht weiter dazu äußern. Auch werde sich sein Mandant nicht für die Tat entschuldigen, "weil es für diese Tat keine Entschuldigung gibt", so Meister.

Der Anwalt sagte, am Tag der Tat im September 2010 habe sein Mandant Mirco abgepasst, ihn ausgezogen und versucht, den Jungen sexuell zu missbrauchen - aber gemerkt, dass dies "nicht sein Ding" sei. Dann habe er den Jungen mit einer Schnur erdrosselt, um die Tat zu verbergen. Er habe aber nicht mit einem Messer auf das tote Kind eingestochen, wie es in der Anklage steht.

Ungereimtheiten gibt es nach wie vor auch in Bezug auf das Motiv des Beschuldigten: Mit der Vernehmung von etwa 40 Zeugen überwiegend aus dem Umfeld des Angeklagten hofft das Gericht, die Persönlichkeit von H. erhellen zu können. Auch Mircos Mutter soll im Prozess als Zeugin gehört werden. Die Eltern des Zehnjährigen treten im Prozess als Nebenkläger auf.

Mirco war Anfang September 2010 abends auf dem Nachhauseweg von einer Skaterbahn in seinem Wohnort verschwunden. Der Fall hatte eine der größten Suchaktionen in der Geschichte der Bundesrepublik ausgelöst.

Das öffentliche Interesse und die Anteilnahme am Schicksal des Jungen ist nach wie vor groß: Bereits am frühen Morgen standen viele Menschen Schlange, um einen Platz im Verhandlungssaal zu bekommen. Gegenüber dem Gerichtsgebäude wurde eine kleine Gedenkstätte aufgebaut, mit Kerzen, Blumen und Fotos von Mirco.

Auch der damalige Fahndungsleiter zeigte sich vor Beginn der Verhandlung in Krefeld vom Fall Mirco nachhaltig bewegt: "Es war, trotz der Tatsache, dass das unser Job ist, das Emotionalste, was wir je erlebt haben", sagte Kriminalhauptkommissar Ingo Thiel im WDR. "Es wühlt einen immer noch ein bisschen auf."

Der Vorsitzende Richter Herbert Luczak hat 15 Verhandlungstage bis Ende September angesetzt.

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