Minenunglück in Chile:Kumpel fordern Millionenentschädigung

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Angehörige der verschütteten Bergarbeiter klagen nun auf Schadenersatz. Unter Tage nutzen die Kumpel unterdessen jede Möglichkeit zur Beschäftigung.

Angehörige der in Chile verschütteten Bergleute wollen vom Staat und der Betreiberfirma der Mine insgesamt 20 Millionen Dollar Schadenersatz. Die Familien von 27 der 33 unter Tage gefangenen Kumpel erschienen am Donnerstag gemeinsam mit ihrem Anwalt vor Gericht, um zehn Millionen Dollar (7,33 Millionen Euro) von der San Esteban Bergbaugesellschaft zu fordern.

Neue Videoaufnahmen aus der Tiefe wurden am Donnerstag veröffentlicht: Die Kumpel räumen Bohrschutt auf - und füllen die Zeit des Wartens, die noch bis November dauern könnte. (Foto: dpa)

Dieselbe Summe wollen sie in den kommenden Tagen auch vom chilenischen Staat einklagen, kündigte der Anwalt Edgardo Reinoso an.

Den Eigentümern der Bergbaugesellschaft werfen die Angehörigen Vernachlässigungen und Verletzungen der Sicherheitsbestimmungen vor. In einem zweiten Prozess soll der Staat dafür haftbar gemacht werden, dass er die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften nicht durchgesetzt habe. "Wir Familien wollen, dass sie alle Schäden bezahlen und wir wollen Gerechtigkeit", sagte Elvira Valdivia, die Ehefrau des verschütteten Maschinenführers Mario Sepulveda, der seinen 40. Geburtstag nun eingeschlossen in einem Minenschacht verbringen muss. Die Familien der sechs übrigen Arbeiter müssten sich nun entscheiden, ob sie sich auch der Klage anschließen wollten oder eigene Wege gehen, sagte Reinoso.

Räumarbeiten der Kumpel

Unterdessen veröffentlichte die Regierung eine neues Video aus der Tiefe, das die Kumpel bei der Räumung von Geröll zeigt. Mit schwerem Gerät schieben sie Gesteinsmassen beiseite, die aus einem Bohrloch fallen. Außerdem sind Teile eines abgebrochenen Bohrkopfes zu sehen, der Tage zuvor in die Tiefe gestürzt war. Die größten Hoffnungen auf eine baldige Rettung verbinden sich mit dem Bohrer vom Typ Schramm T-130, der am Donnerstag bei einer Tiefe von 315 Meter ankam. Das war genau die Hälfte des Weges bis zu einem Werkstattraum in 630 Meter Tiefe, zu dem die Kumpel Zugang haben.

Der Vertreter der Regierung bei der Mine San José, Christián Barra, betonte, ein genauer Termin für die Befreiung der Männer könne noch nicht genannt werden. Die Angehörigen hoffen auf eine Rettung Mitte Oktober, Barra schloss auch Anfang November nicht aus.

Die Bürgermeisterin der Stadt Caldera, Brunilda González, unterstützt die Angehörigen bei ihrer Forderung nach Schadensersatz. "Die Summe muss, ähnlich wie in anderen Ländern auch, pro Arbeiter auf mindestens eine Million Dollar festgelegt werden", sagte die Kommunalpolitikerin.

Die Entschädigung solle die Arbeiter und deren Familien absichern, wenn sie nach der Rettung nicht mehr in der geschlossenen Mine San José in der Atacama-Wüste arbeiten könnten, fügte sie hinzu. Allerdings galt es als unwahrscheinlich, dass ein Gericht in Chile Schadenersatz in dieser Höhe festlegen werde.

Die staatliche Aufsicht über die Bergbauindustrie ist in dem liberalen Musterland Chile nur schwach entwickelt. So war die Mine San José schon 2007 wegen mehrerer Arbeitsunfälle und genereller Sicherheitsmängel geschlossen worden. Ein Jahr später hatte die Aufsichtsbehörde Sernageomin den Betrieb jedoch wieder zugelassen. Dabei habe man sich auf den "guten Willen" der Eigentümer verlassen, räumte der frühere Vizedirektor der Behörde, Exequiel Yanes, ein. Die Bergleute sind seit dem 5. August in 700 Meter Tiefe verschüttet und werden über enge Röhren mit dem Nötigsten versorgt.

© AFP/APD/dpa/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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