US-Armee:Erstmals bestehen Frauen die legendäre Ranger School

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Kristen Griest bei einer Übung während ihrer Ausbildung. (Foto: AP)
  • Kristen Griest und Shaye Haver absolvieren als erste Frauen die harte Ranger School der US-Armee.
  • Weniger als die Hälfte der Bewerber schafft die Tests.
  • In eine auf Sondereinsätze spezialisierte Einheit der Rangers dürfen die beiden trotzdem nicht eintreten.

Von Kathrin Werner, New York

Alle um sie herum sind einen Kopf größer, wenn sie in Reih und Glied Kniebeuge machen. Ihre Stimmen klingen piepsig, wenn sie ihre Kampfschreie ausstoßen, wenn sie "ich habe dich, mach dir keine Sorgen" brüllen, während sie ihren Kameraden auf den Schultern tragen, der mehr wiegt als sie selbst. Aber Kristen Griest und Shaye Haver haben es geschafft.

Sie haben die Übung bestanden, bei der sie simulieren, dass ihr Kamerad verwundet wird und vom Schlachtfeld geschleppt werden muss. Sie sind durch Schlamm gerutscht, über wackelige Brücken balanciert, über haushohe Hindernisse geklettert, mit dem Fallschirm aus Flugzeugen gesprungen und haben sich monatelang anschreien lassen. Sie haben auf Schlaf, Essen, manchmal auf Wasser verzichtet. Sie haben geschwitzt und gezittert.

Die 26-jährige Griest und die 25-jährige Haver schreiben Militärgeschichte. Sie sind die ersten Frauen, die die legendär schwere Ranger School bestanden haben, die Kaderschmiede der US-Armee. Sie haben geschafft, woran viele Männer scheitern. An diesem Freitag ist ihre Abschlusszeremonie, von da an dürfen sie das schwarz-gelbe Ranger-Abzeichen auf dem Uniformärmel tragen. Und ihre Haare vielleicht wieder ein wenig wachsen lassen. Für die Ranger-Schule mussten sie raspelkurz geschoren sein, genau wie die der Männer, aus Hygienegründen und damit Zecken schnell gefunden werden können - Army-Vorschrift Nummer 670-1.

Der Ranger-Kurs der Army dauert 61 Tage, wenn alles gut geht. Doch häufig bestehen die Teilnehmer einzelne Prüfungen nicht und müssen sie wiederholen. Haver und Griest mussten den ersten von drei Abschnitten des Trainings dreimal machen. Im ersten Abschnitt, der den Spitznamen "Kriechphase" trägt, geht es vor allem um Fitness. Die Soldaten müssen 49 Liegestütze und 59 Sit-ups in je zwei Minuten schaffen. Bei Klimmzügen müssen sie sechs Mal das Kinn über die Stange stemmen. Sie müssen in drei Stunden mit bis zu 40 Kilo schwerem Gepäck knapp 20 Kilometer durch die Berge steigen - ohne etwas zu trinken. Insgesamt legen sie 320 Kilometer zu Fuß zurück. Jeden Tag wartet ein 20-stündiges Trainingsprogramm.

Weniger als die Hälfte der Bewerber schafft die harten Tests der Ranger-Schule, die meisten geben schon in den ersten Tagen auf. Im Jahrgang von Griest und Haver haben von den 400 Soldaten bislang nur 117 bestanden. Wiederholungen der einzelnen Phase machen den ohnehin kaum ertragbaren Kurs noch länger und unerträglicher. Es gab keinerlei Ausnahmeregelungen für die beiden jungen Frauen. Griest und Haver hatten das Ausbildungsprogramm am 20. April begonnen, es war der erste Durchgang, in dem Soldatinnen zugelassen waren.

Mit ihnen hatten 17 weitere Frauen den Kurs angefangen, für den sich die Soldaten freiwillig melden. Eine versucht noch immer, ihn zu bestehen, die anderen sind ausgeschieden. Obwohl Griest und Haver die Hardcore-Prüfung bestanden haben, stehen ihnen jetzt nicht alle Posten offen, die Rangern in der Army eigentlich zustehen. Zum Beispiel dürfen sie nicht in der Eliteeinheit 75th Ranger Regiment dienen, die auf Überraschungseingriffe, Durchsuchungen und andere Sondereinsätze spezialisiert ist.

Griest und Haver geben keine Interviews, ihre Familien aber haben ein Statement abgegeben: Die beiden seien "glücklich, erleichtert und bereit für gutes Essen und Schlaf. So wie jeder, der am Freitag das Abzeichen bekommt, sind sie außergewöhnliche Soldaten und starke Mannschaftskameraden."

© SZ vom 21.08.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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