Milchstraße:Sagittarius A* ist nicht mehr allein

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Französische Forscher haben offenbar ein weiteres Schwarzes Loch in unserer Galaxie entdeckt.

hgn

Im Zentrum der Milchstraße hat ein Team um Jean-Pierre Maillard vom Institut für Astrophysik in Paris sieben Sterne beobachtet, die sich um ein unsichtbares Objekt drehen — wohl ein Schwarzes Loch.

Wir haben Sascha Trippe, Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für extraterrestrische Physik, gebeten, uns das Geschehen in der Sternengruppe IRS 13 näher zu erläutern.

sueddeutsche.de: Astronomen sagen, sie hätten ein neues Schwarzes Loch in unserer Galaxie entdeckt. Damit wäre Sagittarius A* — das bereits bekannte Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße — nicht mehr allein. War denn zu erwarten, dass Sagittarius A* noch einen Nachbarn hat? Trippe: Die Region des galaktischen Zentrums ist ein extremes Gebiet, denn die Sterne stehen dort sehr dicht zusammen, weit dichter als am Rand der Galaxie, wo wir uns befinden. Daher war auch anzunehmen, dass Sternenüberreste wie Schwarze Löcher eng zusammenliegen würden.

sueddeutsche.de: Gibt es womöglich auch in unserer Nachbarschaft Schwarze Löcher — ohne das wir es merken? Trippe: Das ist möglich. Denn Schwarze Löcher lassen sich immer nur indirekt nachweisen. Wir können sie nur dann orten, wenn sie in irgendeiner Form mit anderen Objekten wechselwirken. Sie senden beispielsweise Strahlung aus, wenn sie Materie schlucken. Oder Sterne kreisen um ein Objekt, das nicht zu sehen ist. So war es auch in diesem Fall. Wenn aber derartige Kennzeichen fehlen, lassen sich Schwarze Löcher nicht entdecken. Das heißt, es könnte sich auch relativ nahe am Sonnensystem ein solches Objekt befinden.

sueddeutsche.de: Das neu entdeckte Schwarze Loch ist mit 1300facher Sonnenmasse gemessen an dem 2,6 Millionen Sonnen schweren Sagittarius A* ein Schwächling. Und beide liegen nur drei Lichtjahre auseinander. Wird Sagittarius A* den kleinen Kollegen in fernerer Zukunft verschlucken? Trippe: Das kann sein, aber die Sternengruppe IRS 13 könnte sich auch auf einer stabilen Umlaufbahn um Sagittarius A* befinden oder sich sogar von ihm entfernen. Zwar dominiert Sagittarius A* aufgrund seiner großen Masse das ganze System, doch die Bahngeschwindigkeiten der umliegenden Objekte sind möglicherweise so groß, dass sie sich der Anziehungskraft der Zentralmasse entziehen können.

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