Milchskandal:Verseuchte Bonbons in Deutschland aufgetaucht

Nach dem Milchskandal in China gibt es nun auch den ersten Fall in Baden-Württemberg: Ein Stuttgarter Asia-Shop hatte mit Melamin versetzte Süßigkeiten im Sortiment.

In Baden-Württemberg sind mit der Chemikalie Melamin verseuchte Milchbonbons eines chinesischen Herstellers aufgetaucht. Es handele sich um die Marke "White Rabbit", sagte ein Sprecher des Verbraucherschutzministeriums am Mittwoch in Stuttgart.

Milchskandal: "White Rabbit"-Bonbons - nun auch in Deutschland entdeckt.

"White Rabbit"-Bonbons - nun auch in Deutschland entdeckt.

(Foto: Foto: AP)

Der chinesische Hersteller und der holländische Importeur hätten einen Rückruf gestartet. Das Produkt sei in einen Asia-Laden gefunden worden. Es bestehe aber keine konkrete Gesundheitsgefahr.

Der Sprecher kündigte eine Mitteilung für den Abend an und bestätigte einen entsprechenden Bericht der Stuttgarter Nachrichten (Donnerstagausgabe). In China sind mindestens drei Säuglinge an Melamin-verseuchtem Milchpulver gestorben.

Unterdessen haben Eltern eines durch verseuchtes Milchpulver erkrankten Kleinkinds in China den Hersteller Sanlu verklagt. Er habe Klage gegen Sanlu bei einem Gericht in der Provinz Henan eingereicht, sagte Rechtsanwalt Ji Cheng der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch.

Der Sohn der Kläger hatte kurz nach seiner Geburt im Juli vergangenen Jahres begonnen, aus Sanlu-Milchpulver hergestellte Babymilch zu trinken. In diesem Sommer wurde bei ihm ein Nierenstein diagnostiziert, seither liegt er im Krankenhaus. Die Eltern vermuten, dass der Nierenstein durch die Industriechemikalie Melamin ausgelöst wurde, die in dem Sanlu-Milchpulver enthalten war. Die Kläger fordern umgerechnet 15.400 Euro Schadenersatz. Es ist die erste bekanntgewordene Klage im Zuge des Milchskandals.

Die Höhe der Schadenersatzforderung sei mehr als begründet, da die Eltern viel Geld für die medizinische Behandlung ihres Sohnes ausgeben mussten, sagte Anwalt Ji. In China wurden Milch und Milchprodukte offenbar flächendeckend mit der gefährlichen Chemikalie Melamin versetzt. An der verseuchten Milch sind in China mindestens 53.000 Kinder erkrankt. Rund 10.000 liegen nach jüngsten Angaben noch in Krankenhäusern.

Melamin flächendeckend verwendet

Zunächst war die Chemikalie in Babymilchpulver entdeckt worden, später aber auch in Frischmilch, Joghurt, Süßigkeiten und anderen Produkten. Weltweit mussten zahlreiche Lebensmittel aus dem Handel genommen werden.

Entwarnung ist nicht angebracht: Bei einer neuen Testserie in China sind in zwölf Prozent der untersuchten Lieferungen von Milchprodukten die verbotene Chemikalie Melamin gefunden worden. Bei Besuchen von zwei Milchbetrieben in der Provinz Anhui sicherte Chinas Staats- und Parteichef Hu Jintao eine bessere Aufsicht über die Milchindustrie zu. "Nahrungsmittelsicherheit hängt direkt mit dem Wohlergehen der breiten Volksmassen zusammen", sagte der Präsident nach Angaben amtlicher Medien vom Mittwoch. Die Unternehmen sollten Lehren aus dem Milchskandal ziehen.

Landwirtschaftsminister Sun Zhengcai versprach langfristig ein einheitliches Aufsichtssystem über den Milchaufkauf in China. Der Panscherei mit Melamin, mit dem minderwertige oder verwässerte Milch künstlich aufgebessert werden kann, werde ein Ende bereitet, versprach der Minister. Jede Milchsammelstelle werde überprüft. Während amtliche chinesische Medien immer hervorhoben, dass die Mehrheit der Milchprodukte sicher sei, wurden in der genannten jüngsten Untersuchungsserie in 31 von 265 Lieferungen die Chemikalie gefunden, wie aus einem Bericht der Nachrichtenagentur Xinhua hervorging. Fast eine Million Tests seien schon gemacht worden. Mehr als 8200 Tonnen Milchprodukte seien dabei aus dem Verkehr gezogen worden. Zwei Dutzend große Milchunternehmen sind betroffen.

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