Süddeutsche Zeitung

Mikrokugeln:New York will Peelings verbannen

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New Yorker müssen wohl bald auf ein beliebtes Schönheitsprodukt verzichten. Der Generalstaatsanwalt will Kosmetikartikel mit Mikrokugeln - zum Beispiel Peelings - verbieten. Die Gefahr für Mensch und Umwelt sei zu groß.

In kaum einer anderen Stadt dreht sich alles so sehr um Selbstoptimierung und Schönheit wie in New York. Modische Kleidung und ein gepflegter Körper sind in Amerikas Millionenmetropole für viele unverzichtbar. Doch schon bald könnte ein beliebtes Hilfsmittel für einen makellosen Teint aus den Badezimmerschränken vieler pflegebewusster New Yorker verschwinden. Die Rede ist von Peelings mit winzingen Plastikkügelchen, die dazu dienen, abgestorbene Hautschüppchen zu lösen. Die Kugeln sorgen für saubere Gesichter. Aber sie verschmutzen die Umwelt.

New Yorks Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman hat nun einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der die Mikroperlen aus Kosmetikartikeln verbannen soll. Der sogenannte "Micro-Free Waters Act" sieht vor, dass im gesamten Bundesstaat keine Produkte mehr verkauft oder benutzt werden dürfen, die diese Plastikpartikel enthalten.

Auslöser waren die Forschungsergebnisse eines Chemiekurses, den die Forscherin Sherri Manson von der Hochschule SUNY Freedonia vor zwei Jahren leitete. Als die Chemikerin mit ihren Studenten die Wasserqualität am Eriesee untersuchte, machte sie eine erstaunliche Entdeckung. Nachdem sie im Labor die Wasserproben von Seegras, kleinen Fischen und allem anderen organischem Material gereinigt hatten, blieben winzige Plastikkügelchen zurück. "Das hatten wir überhaupt nicht erwartet", sagte Mason dem Nachrichtensender ABC News. Bei den tausenden kleinen Kugeln handelte es sich zweifellos um Mikroperlen aus Kosmetikartikeln.

2012 veröffentlichte die Chemikerin ihre Forschungsergebnisse in einer Studie. Anscheinend sind die Kugeln zu klein, um von den Kläranlagen aus dem Wasser gefiltert zu werden, vermutet Mason. So gelangen sie in Seen und Flüsse, verschmutzen das Grundwasser und dringen in die Nahrungskette ein, wenn sie von Fischen gefressen werden, die wiederum auf den Tellern von Menschen landen können.

"Sie verschwinden im Abfluss, aber das bedeutet nicht, dass sie weg sind", sagte der Politiker Robert Sweeney von der Demokratischen Partei dem Nachrichtensender ABC News über die Perlen . Wenn der Gesetzesentwurf in Kraft tritt, wäre New York der erste US-amerikanische Bundesstaat, in dem keine entsprechenden Produkte mehr verkauft werden. Auch weltweit dürfte New York damit eine Vorreiterrolle einnehmen. Kosmetikhersteller müssten die Mikroperlen bis Ende 2015 durch organische Partikel wie zum Beispiel Salz oder Wallnusssplitter ersetzen, so wie es bereits bei vielen naturkosmetischen Artikeln üblich ist.

Erste Firmen haben bereits reagiert. L'Oréal erklärte am Donnerstag, das Unternehmen werde ab 2017 keine entsprechenden Produkte mehr anbieten. Unilever hat schon 2012 versprochen, Plastikperlen bis 2015 aus seinen Kosmetikartikeln zu verbannen.

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