Süddeutsche Zeitung

"Michelle"-Berichterstattung:Suche nach SoKo-"Maulwurf"

Die Staatsanwaltschaft prüft, wie Details von den Ermittlungen im Mordfall Michelle nach außen dringen konnten. Sie vermutet einen "Maulwurf".

Nach detailreichen Medienberichten zu dem Mord an Michelle aus Leipzig suchen Polizei und Staatsanwaltschaft nach dem Informationsloch in den eigenen Reihen.

"Aus dem Kreis der Ermittler sind Informationen nach außen gegeben worden, die die Ermittlungen gefährden und Ermittlungshandlungen erschweren oder unmöglich machen", sagte Sprecher Ricardo Schulz am Mittwoch in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Es bestehe daher ein Anfangsverdacht wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses und der besonderen Geheimhaltungspflicht. Mit der Untersuchung solle eine Staatsanwaltschaft außerhalb Leipzigs beauftragt werden. Innen- und Justizministerium müssten noch zustimmen.

Falsche Boulevard-Berichte

Die Suche nach dem "Maulwurf" in den Reihen von Sonderkommission und Staatsanwaltschaft Leipzig könne die Suche nach Michelles Mörder erschweren, sagte Schulz weiter. Boulevardzeitungen hatten berichtet, Michelle sei vergewaltigt worden. Die Leipziger Staatsanwaltschaft hat diese Berichte weder bestätigt noch kommentiert. "Michelle ist im Ergebnis der vorläufigen Obduktion Opfer eines Gewaltverbrechens geworden", sagte Schulz.

Die Behörde prüfe zudem, ob sich beteiligte Journalisten im Zuge der Veröffentlichungen wegen Beihilfe oder Anstiftung zur Verletzung des Dienstgeheimnisses strafbar gemacht haben, sagte Schulz weiter. "Es sollen keine Einzelheiten zum Stand der Ermittlungen nach außen gehen. Es gibt eine klare Nachrichtensperre, die auch weiterhin fortbesteht."

Das sei auch den Beteiligten der 177-köpfigen SoKo "Michelle" wiederholt klar gemacht worden. "Es ist auch bedauerlich, dass sich etliche Journalisten daran nicht halten." Durch Medienberichte über angebliche Details seien die Ermittler auch "auf die falsche Fährte gelockt" worden. "Halbinformationen behindern die Ermittlungen", kritisierte der Staatsanwalt.

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dpa/mmk
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