Designer Michalsky will in den Tod feiern:Gummibärchen als Henkersmahlzeit

Party bis ins Grab: Michael Michalsky hat von Wahrsagern erfahren, wann er das Zeitliche segnen wird. Nun macht er sich Gedanken über seine letzte große Sause und kann dabei auf göttlichen Beistand vertrauen.

Jana Stegemann

Michalsky feiert in den Tod

Michael Michalsky feiert gerne - und zwar jeden Anlass. Wahrsager verrieten dem Berliner Designer nun, dass er noch 45 Jahre zu leben hat. Wenn es denn soweit ist, will er Freunde und Familie zu einer letzten großen Sause einladen.

(Foto: Süddeutsche.de/getty)

Klar ist schon mal, dass es Sushi und Gummibärchen geben wird, wenn Michael Michalsky seine letzte große Party schmeißt. Die zu seinem Tod.

Keine Sorge, bis dahin sind noch 45 Jahre Zeit. Dem Berliner Designer geht es blendend. Allerdings hat Michalsky vor kurzem zwei Wahrsager aufgesucht. Die haben ihm verraten, dass er im Alter von 90 Jahren sterben wird. Nachdem der genaue Zeitpunkt seines Dahinscheidens also nun geklärt wäre, denkt der Modedesigner aus Bad Oldesloe über die Partyvorbereitungen nach. Ja, richtig gelesen. Partyvorbereitungen.

Wenn es dann soweit wäre, würde er gerne eine große Fete veranstalten, verriet er nun dem Magazin Cicero: "Ich möchte nicht leiden, sondern wegtreten, wenn es am lustigsten ist." Zu dem großen Fest sollen seine Familie und Freunde kommen. Sogar die Musik hat er schon ausgewählt: "Madonna, Diana Ross und die Pet Shop Boys, viel Dancemusic, alles sehr uplifting viel Elektronisches, ein bisschen chillig", skizziert Michalsky den Sound des Abends. Sinnlos betrinken wolle er sich aber nicht. "Dennoch: es gibt viel zu trinken, auch etwas zu essen, alles querbeet - Ruinart-Champagner, Spezi, einen leckeren Robert-Weil-Wein, Kinderschokolade und Gummibärchen, deftige fränkische Küche, tolle italienische Sachen und japanisches Essen."

Es gibt eine Menge Leute, die über ihn lästern. Trainingsjacken-Couturier, zischen sie. Weil er Haute-Coutre entwirft, aber auch Tchibo-Unterhosen, Waschpulververpackungen und Abendroben für Miss Piggy. "Alles außer Särge", umriss Michalsky einmal in der Stuttgarter Zeitung sein Tätigkeits-Spektrum. Aber auf seinen Partys wollen dann doch alle dabeisein. Wenn der Hauptstadt-Designer eins kann, dann Partys schmeißen, schon oft bewies er seine Entertainer-Qualitäten. Und so hüllen sich die Beckers, Pooths und Elvers-Elbertzhagens dieser Welt in ihre Designer-Stücke und kommen dahin, wo der 45-Jährige sie hinbestellt.

Laufsteg im Roten Rathaus

Das kann eine elegante Gemäldegalerie am Potsdamer Platz oder ein verlotterter Busbahnhof im Berliner Problemviertel Wedding sein. Michalsky ist für ungewöhnliche Locations bekannt. Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit sitzt meistens in der ersten Reihe. Und weil Michalsky und Wowereit sich so gut verstehen, bekam der Designer für seine erste Kollektion unter eigenem Namen gleich die Schlüssel fürs Rote Rathaus. Das sorgte 2007 für reichlich Gesprächsstoff. Michalsky weiß das, kokettiert damit und nutzt es für PR-Zwecke. Man dürfe nicht alles für bare Münze nehmen: "Wenn ich das glauben würde, was andere Leute über mich erzählen, würde ich immer noch in meinem Heimatdorf Bad Oldesloe an der Bushaltestelle sitzen."

Von Bad Oldesloe kam Michalsky zur Jeansmarke Levi's, danach wurde er Chefdesigner des Sportartikelherstellers Adidas und verhalf im Anschluss dem angeschlagenen Taschenhersteller MCM zu neuem Glanz. 2006 gründete er sein eigenes Label in Berlin.

Unvergessen bleibt seine Modenschau in der geschichtsträchtigen Zionskirche 2009. Das marode Bauwerk in Berlin-Mitte lieferte die Kulisse für Michalskys Herbst-Winter-Kollektion 2009/2010 unter dem Titel "Saints and Sinners" (Heilige und Sünder). Die Models liefen statt auf dem Catwalk den Mittelgang zum Altar herunter. Danach strömten die Gäste zur Aftershow-Party in ein leeres Schwimmbad, wo als Nonnen verkleidete Bardamen bereits auf sie warteten. Michalsky trug an dem Abend eine schwarze Lederjacke. "Jesus loves me" stand auf seinem Rücken. Dann kann ja nichts mehr schiefgehen für seine letzte große Party.

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