Michael Jackson:Trauerfeier in Neverland

Michael Jacksons Fans sollen in Neverland von ihm Abschied nehmen - wo er beerdigt wird, steht aber noch nicht fest. Indes fanden Ermittler in seiner Villa ein starkes Betäubungsmittel.

Fans von Michael Jackson werden auf dessen kalifornischer Neverland-Ranch von dem Popstar Abschied nehmen. Genau eine Woche nach dem Tod des Sängers soll Jacksons Leiche am Donnerstag in das rund 200 Kilometer von Los Angeles entfernte Anwesen nahe Santa Barbara gebracht werden. Am Freitag soll dann die Öffentlichkeit Gelegenheit haben, den aufgebahrten Leichnam zu sehen, berichtete der US-Sender CNN. Für Sonntag sei eine Trauerfeier im Kreis der Familie geplant. Über den Beisetzungsort wurde zunächst nichts bekannt.

Michael Jackson: Fans verewigen sich auf einer Gedenktafel am Apollo Theater in New York.

Fans verewigen sich auf einer Gedenktafel am Apollo Theater in New York.

(Foto: Foto: Reuters)

US-Medien spekulierten, dass Jackson auf seiner Ranch bestattet werden könnte. Die öffentliche Aufbahrung deute darauf hin, dass die Familie plane, die Neverland-Ranch zu einer Pilgerstätte für Fans zu machen. Sie könnte dann einen ähnlichen Kultstatus erlangen wie die Graceland-Villa in Memphis, wo Rock'n'Roll-Legende Elvis Presley bestattet wurde.

Gedenkkonzerte für den "King of Pop"

Der Veranstalter des geplanten Comebacks der Poplegende erwägt, die Shows in Gedenkkonzerte umzuwandeln - mit Auftritten von Jacksons Familie und anderen Stars. Zudem erwägen sie nach eigenen Angaben die Veröffentlichung von Videoaufnahmen der Proben, wie der Präsident der britischen Agentur AEG Live, Randy Phillips, dem Fernsehsender Sky News sagte. Auch die Show selbst könne möglicherweise als Tribut an Jacksons Schaffen auf die Bühne kommen, "mit der Familie, mit Auftritten seiner Brüder und einigen Schwestern, aber auch mit anderen Stars, die Michael geliebt haben", sagte Phillips.

Unterdessen machten weitere Hinweise auf möglichen Medikamentenmissbrauch Jacksons Schlagzeilen. In seiner Villa sei ein starkes Betäubungsmittel sichergestellt worden, berichtete der Internetdienst tmz unter Berufung auf nicht näher genannte Insider. Die Ermittler hätten das Narkotikum Propofol in dem Haus in Holmby Hills gefunden.

Eine Krankenschwester, die im Januar Jacksons Kinder behandelt hatte, sagte dem Sender CNN, der Popstar habe sie um ein starkes Schlafmittel gebeten. Sie habe es jedoch abgelehnt, ihm die verschreibungspflichtige Medizin zu besorgen, versicherte Cherilyn Lee. Sie habe ihn vielmehr gewarnt, dass das Mittel gefährlich sei und er möglicherweise nicht mehr aufwachen würde. Vier Tage vor Jacksons Tod habe ein Mitarbeiter des Sängers angerufen und ihr geschildert, dass Jackson über eine kalte und eine heiße Körperhälfte klagte. Sie habe sofort dazu geraten, ein Krankenhaus aufzusuchen, sagte Lee.

Noch keine Ergebnisse der Autopsie

Die offizielle Obduktion am vorigen Freitag war ohne endgültiges Ergebnis geblieben. Das Ergebnis toxikologischer Untersuchungen wird erst in mehrere Wochen erwartet. Auch eine unabhängige Autopsie, die von Jacksons Familie in Auftrag gegeben wurde, brachte noch kein Resultat.

Ein Testament des "King of Pop" aus dem Jahr 2002 wurde am Dienstag zur Prüfung bei einem Gericht vorgelegt. Zunächst hatten seine Eltern Joe und Katherine behauptet, ihr Sohn habe kein gültiges Testament hinterlassen. Ein früherer Berater des Popstars befand sich im Besitz der Papiere.

Familienanwalt Londell McMillan gab über Jacksons letzten Willen aber nichts preis. Dem Wall Street Journal zufolge wollte Jackson sein Vermögen zwischen seiner Mutter, seinen drei Kindern und sozialen Einrichtungen aufteilen. Der Vater und seine beiden ehemaligen Ehefrauen sind in dem Papier offenbar nicht bedacht.

Mit einem Tanz- und Gesangsmarathon nahmen Tausende Fans am Dienstag in New York von ihrem Idol Abschied. Im legendären Apollo Theater, wo der junge Sänger zu Beginn seiner Karriere gemeinsam mit seinen Brüdern aufgetreten war, gingen um 17.26 Uhr kurz die Lichter aus. Die Schweigeminute fand zur der Uhrzeit statt, zu der der Sänger am vorigen Donnerstag von den Ärzten in Los Angeles für tot erklärt worden war.

Zweifel an Vaterschaft

Berichte, die Jacksons Vaterschaft anzweifelten, sorgten am Dienstag für weiteres Aufsehen. Der Internetdienst usmagazine.com meldete unter Berufung auf mehrere Quellen, dass nicht der Popstar, sondern sein früherer Hautarzt Arnold Klein der biologische Vater der Kinder Prince (zwölf Jahre) und Paris (elf) sei. Ihre Mutter Debbie Rowe, die bei Klein als Praxishelferin arbeitete, und der Samenspender hätten einen Stillschweigevertrag unterschrieben, damit die Wahrheit nie ans Licht kommen würde, hieß es. Klein lehnte es ab, auf diese Behauptungen einzugehen.

Rowe wies unterdessen einen Bericht des Internetdienstes tmz.com zurück, dass sie nicht die leibliche Mutter ist, sondern befruchtete fremde Eizellen ausgetragen habe. Diese Gerüchte seien "besonders verletzend und heimtückisch", teilte Rowe durch ihre Anwältin Marta Almli mit. Über die Mutter von Jacksons jüngstem Kind, Prince Michael II. (sieben Jahre), gibt es keine Angaben.

Derzeit befinden sich die Kinder in der Obhut ihrer Großmutter. Katherine Jackson (79) hatte am Montag vorübergehend die Vormundschaft für die drei Enkel zugesprochen bekommen. Die nächste Gerichtsanhörung ist für den 6. Juli angesetzt. Rowe (50) erwägt nach Angaben ihres Anwalts, das Sorgerecht für die beiden älteren Kinder zu beantragen.

Das Hinterland rüstet sich

In dem hügeligen Hinterland von Santa Barbara, wo viele Landwirte und Weinbauern leben, rüstete man sich unterdessen auf einen Ansturm von Fans auf Jacksons Neverland Ranch. Per Autokolonne mit 30 Fahrzeugen werde die Leiche des Sängers am Donnerstag von Los Angeles nach Neverland gebracht, brachte tmz.com in Erfahrung. Jackson hatte das Gelände 1988 für 30 Millionen Dollar gekauft und es nach dem Nimmerland seines Märchen-Idols Peter Pan "Neverland" benannt. Mit einer Fläche von mehr als zehn Quadratkilometern ist das Anwesen etwa fünfmal so groß wie das Fürstentum Monaco. 2006 schloss er Teile der Ranch, zwei Jahre später übertrug er den Landsitz für rund 35 Millionen Dollar einer Investment-Firma, an der er selbst Anteile hielt.

Neverland-Investor Thomas J. Barrack wandte sich am Dienstag an die Einwohner des Bezirks Santa Barbara mit der Bitte, Jacksons Familie, Freunde und Fans mit "Gastfreundschaft, Herzlichkeit und Toleranz" zu empfangen. Polizei und andere Behörden würden über Vorkehrungen beraten, um den Andrang von Besuchern und das erwartete Verkehrschaos in den Griff zu bekommen, berichtete die Los Angeles Times.

Jacksons Geburtsstadt Gary im US-Bundesstaat Indiana hat sich als letzte Ruhestätte für den Sänger angeboten. Bürgermeister Rudy Clay ließ Jacksons Familie wissen, dass er für "Indianas liebsten Sohn und den größten Entertainer aller Zeiten" ein denkwürdiges Begräbnis auf die Beine stellen würde, berichtete der Sender CNN.

Große Verdienste posthum

Unterdessen hat der verstorbene King of Pop der Musikindustrie mit seinem überraschenden Tod noch einmal einen Geldregen beschert. Binnen vier Tagen wurden allein in den USA 415.000 Jackson-Alben verkauft, wie das Wall Street Journal am Mittwoch unter Berufung auf den Musikinformationsdienst Nielsen SoundScan berichtete.

Mehr als die Hälfte davon seien Internet-Downloads. Zusätzlich seien 2,7 Millionen Einzelsongs heruntergeladen worden. Für die mit chronischen Absatzrückgängen kämpfende Musikbranche sind das hohe Zahlen: Im vergangenen Jahr brachte es das bestverkaufte Album in den USA - "Tha Carter III" des Rappers Lil Wayne - auf weniger als drei Millionen Exemplare.

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