Verschollenes Flugzeug:Das Rätsel um Flug MH370 bleibt ungelöst

MH370: Ermittler auf der Suche mach Wrackteilen

Die Suche nach der abgestürzten Boeing 777 brachte keinen Erfolg.

(Foto: AP)
  • Ein Untersuchungsbericht sollte Klarheit bringen, warum Flug MH370 vor mehr als vier Jahren spurlos über dem Indischen Ozean verschwand.
  • Doch die Angehörigen der 239 Insassen der Maschine wurden enttäuscht - die Ermittler können kaum Antworten liefern.
  • Das lässt weiterhin viel Raum für Spekulationen. Von Treibstoffmangel bis hin zum einem bewusst herbeigeführten Absturz scheint alles möglich zu sein.
  • Die einzige wirklich relevante Feststellung: Der Kurs der Maschine soll von Hand geändert worden sein, nicht vom Autopiloten.

Inzwischen gilt das ominöse Verschwinden von Flug MH370 als das vielleicht größte Rätsel der Luftfahrtgeschichte. Auch nach bald viereinhalb Jahren fehlt von dem Flugzeug der Malaysia Airlines und den 239 Passagieren jede Spur - allen Spekulationen und allen Aufklärungsbemühungen zum Trotz. Deswegen setzten die Angehörigen der Vermissten wenig Hoffnung auf den angekündigten Untersuchungsbericht, den die malaysische Regierung jetzt vorgestellt hat. Aber zumindest hatten sie sich Auskunft darüber versprochen, warum die Boeing 777 auf dem Weg von Kuala Lumpur nach Peking wieder kehrtmachte und dann verschwand. Doch auch bezüglich dieses Details wurde ihre Hoffnung enttäuscht.

Der Bericht lässt etliche Fragen offen. Der entscheidende Satz findet sich kurz vor Schluss, auf Seite 443. Dort heißt es: "Das Team ist nicht in der Lage, den Grund für das Verschwinden von MH370 zu bestimmen." Damit darf weiter spekuliert werden. Die Theorien reichen von einem Absturz aus Treibstoffmangel über eine Entführung oder einen Abschuss bis hin zu einem durch den Piloten bewusst herbeigeführten Absturz, mit dem der Pilot sich und 238 andere Menschen umgebracht hätte.

Zu den wenigen halbwegs sicheren Feststellungen in dem Bericht gehört, dass der Kurs von Flug MH370 per Hand geändert wurde und nicht über den Autopiloten. Ob vom Piloten selbst, vom Co-Piloten oder von jemandem anderen, dazu äußerte sich Chef-Ermittler Kok Soo Chon nicht. Er sagte jedoch: "Wir können nicht ausschließen, dass sich eine dritte Partei auf gesetzeswidrige Art und Weise eingemischt hat."

"Ich schließe überhaupt nichts aus"

Auf Grund der inzwischen 27 Wrackteile, die an verschiedenen Küsten angespült wurden, vermuten die Experten, dass die Maschine "wahrscheinlich" auseinanderbrach. Ob noch in der Luft oder beim Aufprall auf dem Wasser, das ließen sie offen. Keine unwichtige Frage: Eine Wasserlandung würde bedeuten, dass der Pilot die Maschine nach vielen Stunden Flug einigermaßen kontrolliert nach unten gebracht hätte.

Von der Theorie um einen bewusst herbeigeführten Absturz indes hält Chef-Ermittler Kok aus anderen Gründen nicht viel. Zum einen, weil seine Leute trotz gründlicher Suche keinerlei Hinweise auf irgendwelche Probleme des Piloten fanden, weder familiärer noch finanzieller oder sonstiger Art. Und auch, weil die beiden Psychiater im Team auf den letzten Film- und Tonaufnahmen von ihm keinerlei Symptome von Angst oder Stress feststellen konnten. Aber auch hier fügte Kok sicherheitshalber noch hinzu: "Ich schließe überhaupt nichts aus."

Dementsprechend enttäuscht kamen die betroffenen Familien aus ihrer Vorab-Unterrichtung durch die Ermittler. Zumindest wurde ihnen zugestanden, dass der Fall mit dem Bericht nicht abgeschlossen wird. Im Unterschied zu den bisherigen Ankündigungen verzichteten die Ermittler auf den Titel "Abschlussbericht." Über dem 450-Seiten-Report steht jetzt nur "Sicherheitsermittlungsbericht". Und es gibt auch personelle Konsequenzen: Aufgrund der vielen Kritik hat der Chef der Luftfahrtbehörde am Dienstag seinen Rücktritt erklärt.

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