Mexiko:Überwachungskamera zeigt Flucht von "El Chapo"

  • Die Behörden in Mexiko haben Aufnahmen der Überwachungskameras aus der Zelle von Joaquín "El Chapo" Guzmán veröffentlicht.
  • Man sieht, wie er in die Dusche geht und verschwindet.
  • Eine US-Organisation erklärte den mexikanischen Kartellchef nach seiner Flucht erneut zum Staatsfeind Nummer eins.

Dusche liegt im toten Winkel

Wenige Tage nach der Flucht des mexikanischen Drogenbosses Joaquín "El Chapo" Guzmán aus einem Hochsicherheitsgefängnis haben die Behörden die Aufnahmen der Überwachungskameras veröffentlicht. Darauf zu sehen ist, wie der frühere Chef des Sinaloa-Kartells in den letzten Minuten vor seinem Ausbruch in der Zelle umhergeht, sich auf das Bett setzt und die Schuhe wechselt. Dann verschwindet "El Chapo" im Waschbereich.

"Die Toilette und die Dusche liegen im toten Winkel der Kameras. Damit soll die Privatsphäre der Häftlinge gewahrt werden", sagte der nationale Sicherheitsbeauftragte Monte Alejandro Rubido. Unter der Dusche endete der etwa 1,5 Kilometer lange Tunnel, durch den Guzmán am Samstag geflohen war.

Wieder Staatsfeind Nummer eins in Chicago

Eine US-Organisation erklärte den mexikanischen Kartellchef erneut zum Staatsfeind Nummer eins. Die Zuschreibung wird von der Chicago Crime Commission (CCC) vorgenommen. Vor "El Chapo" war nur Al Capone in den 1930er Jahren als Staatsfeind Nummer eins deklariert worden. Damals veröffentlichte die Organisation erstmals eine Liste öffentlicher Feinde. Das FBI übernahm später diese Idee und hat selbst eine solche Liste mit den meist gesuchten Personen.

"Guzmáns Sinaloa-Kartell ist der wichtigste Drogenlieferant in Chicago. Seine Leute importieren große Mengen Rauschgift in die Region und schicken Millionen Dollar an Drogengeldern zurück nach Mexiko", sagte CCC-Präsident J. R. Davis. Unter den etwa 100 000 Mitgliedern von Straßengangs in Chicago und Umgebung habe das Verbrechersyndikat willfährige Helfer gefunden. "Ich bin überzeugt, dass Guzmán bereits wieder an der Spitze von Mexikos größter und mächtigster krimineller Organisation steht", sagte Davis.

"Die Kommission ist empört"

Die CCC hatte "El Chapo" bereits 2013 zum Staatsfeind Nummer eins erklärt. "Verglichen mit Guzmán war Al Capone ein Anfänger", sagte Davis damals. Nach der Festnahme des Drogenbosses im vergangenen Jahr wurde er vorläufig von der Liste gestrichen. "Die Kommission ist empört, dass zugelassen wurde, dass Chapo Guzmán den mexikanischen Behörden erneut entwischt", sagte Davis.

"Die Flucht zeigt, dass selbst ein Hochsicherheitsgefängnis in Mexiko nicht für jemanden wie Guzmán ausgelegt ist." Sollte der Drogenboss erneut gefasst werden, müsse sich die US-Regierung um seine sofortige Auslieferung bemühen.

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