Messerattacke in Istanbul:Kannte das Opfer den Täter?

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Die Polizei geht davon aus, dass der deutsche Häftling, der in Istanbul erstochen worden ist, den Täter kannte. Der vermeintliche Bettler macht widersprüchliche Angaben.

Bei ihren Ermittlungen nach dem Tod eines Deutschen in der Istanbuler Innenstadt geht die türkische Polizei nach Medienberichten davon aus, dass Opfer und Täter sich kannten. Die Polizei schließt aber auch einen Auftragsmord nicht aus, hierfür spreche die Art und Weise, wie der Täter auf das Opfer eingestochen habe. Aus den Aufnahmen von Überwachungskameras ergebe sich außerdem, dass der Deutsche Gregor K. in den Minuten vor der Tat zunächst sehr entspannt mit dem Täter gesprochen habe, meldete der türkische Nachrichtensender NTV unter Berufung auf die Polizei.

Zwei Polizisten, die sich in der Nähe des Tatorts aufhielten, nahmen den Messerstecher Ibrahim A. in Istanbul fest. (Foto: Foto: AFP)

Gregor K. war am Montag auf offener Straße von Ibrahim A. niedergestochen und tödlich verletzt worden. Zunächst war die Polizei davon ausgegangen, dass A. zugestochen habe, weil der Deutsche seine Bitte nach einem Almosen von einer Lira, umgerechnet etwa 47 Euro-Cent, abgelehnt habe. Inzwischen gebe es aber den Verdacht, dass die Bettel-Geschichte nicht wasserdicht sei, meldete NTV. Der Täter habe sich bei seinen Verhören durch die Polizei in Widersprüche verwickelt. Wegen der möglichen neuen Aspekte des Falls beantragte die Polizei eine eintägige Verlängerung ihrer Ermittlungen; ursprünglich hätte A. bereits am Dienstag einem Haftrichter vorgeführt werden müssen.

Wie NTV weiter meldete, soll die Leiche des Opfers nach einer Autopsie in Istanbul zur Bestattung nach Deutschland überführt werden. Bei dem Opfer handelt es sich laut Staatsanwaltschaft Münster um den mit Haftbefehl gesuchten 41-jährigen Gregor K. aus dem münsterländischen Billerbeck. K. war nach Angaben der Strafverfolger im Juni 2008 von einem Freigang nicht in die Justizvollzugsanstalt Münster zurückgekehrt, in der er eine zweieinhalbjährige Haftstrafe wegen Betrugs und Untreue zu verbüßen hatte. Er saß demnach nur wenige Wochen der Strafe ab. "Wir hatten keine Hinweise, dass er sich in der Türkei aufhielt", sagte der Münsteraner Staatsanwalt Stefan Lechtape der Nachrichtenagentur AFP.

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