Die Planeten des Star-Wars-Universums sind insofern interessant, als sie meist nicht mehr als eine einzige Ökozone besitzen. Tatooine hat ausschließlich Wüste zu bieten, Hoth nur Schnee, Dagobah nur Sumpf, Endor (streng genommen ein Mond) nur Wald. Coruscant ist von einer sogenannten „Ecumenopolis“ bedeckt, besteht also aus einer einzigen, riesigen Stadt. Und im erweiterten Universum gibt es den Planeten Gacerian, der im Prinzip eine einzige riesige Abraumzone für den Edelstein Gacerit ist. Völlig verrückt, oder?
Nun ja, einen Sumpf- oder Stadtplaneten hat die Wissenschaft noch nicht entdeckt. Aber es könnte sein, dass es einen echten Gacerian-Himmelskörper gibt, und zwar direkt hier, in unserem eigenen Sonnensystem. Denn laut einem Aufsatz in der Zeitschrift Nature verbirgt sich unter der äußeren Kruste des Merkur der wertvollste aller Edelsteine: reiner Diamant. Zu diesem Schluss ist ein Autorenteam um Yongjiang Xu vom Pekinger Zentrum für Hochdruckforschung und Technologie aufgrund von thermodynamischen und geophysikalischen Modellen der inneren Struktur des Planeten gelangt.
Weil auch genügend Schwefel beigemischt war, so die Wissenschaftler, müsste sich das Graphit an der Grenze zwischen Mantel und Kern des Merkur zu Diamant komprimiert haben. Dazu reichen anscheinend sieben Gigapascal Druck und schlappe 2000 Grad Temperatur aus. Aus dem Kern selbst kam weiterer verdichteter Kohlenstoff hinzu, sodass die Autoren nun eine sage und schreibe 15 bis 18 Kilometer dicke Diamantschicht im Merkur vermuten. Ob das wirklich so ist, könnte die europäisch-japanische Raumsonde BepiColombo erforschen, die 2025 in die Umlaufbahn des Merkur einschwenken wird.
Doch selbst wenn diese Sonde Gewissheit bringt, wird das einstweilen nichts nützen, denn von den technischen Möglichkeiten, auf dem Merkur Diamantminen zu errichten, ist die Menschheit noch ein bisschen entfern. Das ist zumindest für die irdischen Diamantenhändler eine gute Nachricht, die bei Massenimporten von Merkurbrillanten mit einem drastischen Preisverfall rechnen müssten.
Weitere Folgen der Kolumne „Bester Dinge“ lesen Sie hier.