Menschen 2016:Das sind die Lieblinge des Jahres

Die Persönlichkeiten, die wir aus 2016 in Erinnerung behalten werden: Ein Paar, das keines mehr ist. Eine Frau, die eigentlich nie erkannt werden wollte - und ein dickes Eichhörnchen, das es zu Weltruhm brachte.

Von SZ-Autoren

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Brangelina

Angelina Jolie divorces Brad Pitt

Quelle: dpa

Dieses Paar war zu schön, um wahr zu sein: attraktiv, erfolgreich, wohlhabend und wohltätig, Kinder ohne Ende - zur Hälfte selbstgemacht, zur Hälfte adoptiert. Dabei stets lässig und arschcool. Versprühten an jedem Ort, den sie mit ihrer Entourage veredelten, kosmopolitisch geprägten Lifestyle. Führten mehr als zehn Jahre ein erfolgreiches Familienunternehmen, das nicht nur im Alltag, sondern auch namentlich zu einer Einheit - dem Label Brangelina - verschmolz.

Alles kein Grund, Angelina Jolie und Brad Pitt in dieser Galerie einzureihen. Wenn nicht in diesem Jahr die Normalität das Hollywood-Glamour-Paar ereilt hätte: Scheidung, Sorgerechtsstreit, Schuldzuweisungen. Nun bekommen sie einen Platz: Weil Brangelina eben auch nur Menschen sind - und keine Außerirdischen.

(Violetta Simon)

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Barron Trump

Republican Presidential Nominee Donald Trump Holds Election Night Event In New York City

Quelle: AFP

Der Schock war groß, als in der Nacht vom 8. auf den 9. November langsam klar wurde: Donald Trump hat die Wahl doch gewonnen und wird neuer US-Präsident. Diesen Moment der Verwirrung symbolisierte wohl niemand besser als ausgerechnet sein jüngster Sohn: Barron Trump. Mit seinen zehn Jahren ist er ein Mini-Abbild des Vaters - er trägt in der Öffentlichkeit Anzug, weißes Hemd und Krawatte, mag Golf und ist angeblich schon jetzt so willensstark wie der künftige Präsident. Seine Mutter Melania nennt ihn "Little Donald".

Als der große Donald Trump nach seinem Triumph das erste Mal vor seine Anhänger trat, war Barron dennoch vor allem: ein müder kleiner Junge, der auf der Bühne blass und erschöpft gegen den Schlaf ankämpfte. In Japan avancierte er in sozialen Netzwerken daraufhin zum Star. Twitter-User posteten Kommentare wie "Barron ist wunderschön. Selbst als sein Vater seine Siegesrede hielt, die sich nach dem Ende der Welt anhörte, half mir sein Anblick, das zu überstehen." Auch einen Mangakünstler inspirierte Barron. Nun soll ein Comic entstehen. Arbeitstitel: "Mein lauter, nerviger Vater ist Präsident und das ruhige, bescheidene Leben, das ich wollte, ist komplett vorbei."

(Anna Fischhaber)

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Jan Böhmermann

Fernsehen 2017

Quelle: dpa

Annegret Kramp-Karrenbauer - sorry für diesen Zungenbrecher am Anfang, bitte lesen Sie trotzdem weiter - hätte schon öfter alles Recht gehabt, verdammt wütend zu werden. Annegret Kramp-Karrenbauer, für diejenigen, die das vielleicht nicht wissen, ist die Ministerpräsidentin des Saarlandes. Das Saarland, für diejenigen, die das vielleicht nicht wissen, ist ein kleines, sympathisches Bundesland im Südwesten, das vom Rest der Republik mit Nichtbeachtung gestraft und höchstens als Größenvergleich benutzt wird, wenn mal wieder irgendwo ein Öltanker leck geschlagen oder ein riesiger Waldbrand ausgebrochen ist.

Jan Böhmermann, ein dahergelaufener Comedian aus Bremen-Vegesack, tat weit Schlimmeres. Er verspottete, verhöhnte und verunglimpfte die Saarländer, wo immer er konnte. Er beleidigte sie in seiner Sendung wegen ihrer Herkunft, ihrer Sprache und ihrer Traditionen. Er besudelte die Ehre der Saarländer und stellte sie als Hottentotten dar, die Sex mit Tieren haben.

Und was tat Annegret Kramp-Karrenbauer? Beschwerte sie sich bei Angela Merkel und versuchte sie, eine öffentliche Rüge zu erwirken? Nö. Rief sie den ZDF-Fernsehrat an, um ein Sendeverbot zu erreichen? Nö. Schloss sie die Grenzen, um Böhmermann den Zutritt zu ihrem Hoheitsgebiet zu verweigern? Nö. Reichte sie Klage ein, beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und bei Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon? Ebenfalls nö.

Annegret Kramp-Karrenbauer blieb die ganze Zeit über ziemlich cool. Daran hätte sich der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan lieber mal ein Beispiel nehmen sollen. Erdoğan jedoch veranstaltete ein Riesen-Bohei und löste eine Staatsaffäre zwischen Deutschland und der Türkei aus, weil Böhmermann ihn in einem mittelwitzigen Gedicht herabgewürdigt hatte. Das Ergebnis: Obwohl er manchmal nervt, gehört Böhmermann jetzt erst recht zu den Lieblingen des Jahres 2016. Eine Liste, in die hineinzukommen Erdoğan nicht einmal den Hauch einer Chance hat.

(Oliver Klasen)

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Olivio

Die tierischen Internetstars des Jahres

Quelle: Tierrettung München/dpa

Es von den Straßen Giesings in die große Welt hinaus zu schaffen, ist nicht jedem gegeben. Geschafft hat es erstens Franz Beckenbauer, Sohn eines Oberpostsekretärs aus eben: München-Giesing. Er ist Weltmeister als Spieler und als Teamchef, Lichtgestalt, Kaiser und so ziemlich das einzige Wesen auf der Welt, das einen Fußball vom Rand eines Weißbierglases in der ZDF-Torwand versenken kann. Mehr kann man als Mensch nicht erreichen.

Geschafft hat es zweitens: Olivio, ein abenteuerlustiges Eichhörnchen, das in der Perlacher Straße in Obergiesing in einem der runden Löcher eines Kanaldeckels eingeklemmt war. Seine breite Hüfte wurde ihm zum Verhängnis, selbst das Einschmieren mit Öl half nichts. Erst nach mehr als einer Stunde gelang es einer Tierretterin, den Kanaldeckel anzuheben und das Eichhörnchen von unten herauszuziehen. Olivio wurde in eine Auffangstation gebracht, in ein warmes Handtuch gewickelt und mit Weihnachtsnüssen gefüttert. Millionen von Menschen sahen sein Bild auf Facebook und verliebten sich, sogar die altehrwürdige britische BBC berichtete. Mehr kann man als Eichhörnchen nicht erreichen.

(Oliver Klasen)

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Jérôme Boateng

Jerome Boateng

Quelle: dpa

Jérôme Boateng wäre auch ohne diese Gauland-Sache einer der Männer des Jahres gewesen. Allein diese Aktion im EM-Spiel Deutschland - Ukraine, als er im Rückwärtsfallen den Ball von der Linie kickt: sensationell! Doch kurz davor hatte Vize-AfD-Chef Alexander Gauland folgenden Satz gesagt: "Die Leute finden Boateng als Fußballspieler gut. Aber sie wollen einen Boateng nicht als Nachbarn haben". Selten hat sich ein Mann derart geirrt. Millionen Menschen solidarisierten sich, hielten in den Fußballstadien Schilder hoch, auf denen "Zieh bei mir ein, Jérôme" stand und ein CDU-Abgeordneter im brandenburgischen Landtag streifte sich sogar während der Sitzung ein Boateng-Trikot über.

(Oliver Klasen)

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Patti Smith

Patti Smith in Stockholm.

Quelle: AP

"Es tut mir leid, ich bin so nervös" - dieser Satz ging um die Welt, nachdem Patti Smith bei einem Song die Stimme versagt hatte. Und schuld daran waren nur: Bob Dylan und seine Wurstigkeit. Dabei hätte der amerikanische Musiker bei der Verleihung des Nobelpreises in Stockholm sogar zwischen Königin Silvia und Prinzessin Madeleine sitzen dürfen. Doch Dylan hatte offenbar keine Lust auf Abendgarderobe, Wachteln und den ganzen Zinnober.

Also nahm der 75-Jährige den Preis nur an, jedoch nicht entgegen. Das übernahm seine alte Freundin Patti für ihn, wie das eben so ist mit dem weiblichen Pflichtgefühl. Um den Weggefährten (der in dem Fall genau das nicht war) bei der Preisverleihung angemessen zu würdigen, wählte die 69-Jährige "A Hard Rain's A-Gonna Fall", einen hochemotionalen Song, den Dylan bereits als 21-Jähriger geschrieben hatte.

Und dann das: Die Stimme versagt! Ein starkes Stück von Dylan, die weltberühmte Musikerin in so eine Lage zu bringen. Allein zur Entschädigung dafür hätte die singende Lyrikerin an seiner Stelle den Nobelpreis verdient. So nimmt sie nun in dieser Galerie Dylans Platz ein.

(Violetta Simon)

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Marcus da Gloria Martins

Marcus da Gloria Martins

Quelle: Sven Hoppe/dpa

4300 Notrufe in sechs Stunden: Nachdem der 18-jähirge David S. am Abend des 22. Juli im Münchner Olympia-Einkaufszentrum neun Menschen erschossen hat, ist in der bayerischen Landeshauptstadt nichts mehr wie zuvor. Die Stimmung in der Stadt schwankt zwischen Hysterie und Angst. Jeder Knall, jede Polizeistreife, jede Menschengruppe wird an diesem Freitagabend auf Facebook und Twitter sofort zum neuen Tatort. Schüsse am Stachus, eine Explosion am Marienplatz, Terroristen am Sendlinger Tor - ein Großteil der Meldungen ist kaum zu verifizieren, die Polizei in München hält dagegen. Mit einem Informationszentrum nahe des Einkaufszentrums in einem Autohaus - und mit ihrem Pressesprecher Marcus da Gloria Martins. Als München durchdreht und die Lage noch völlig unübersichtlich ist, bewahrt der damals 43-Jährige einen kühlen Kopf.

Bis tief in die Nacht beruhigen Martins und sein Team die Münchner in den sozialen Netzwerken, sie twittern auf Türkisch, geben Interviews auf Englisch, versorgen auch die italienischen Journalisten mit Infos. Kurzum: Sie tun alles, um die aufgeheizte Stimmung in der Stadt zu beruhigen. Der geschulte Krisenkommunikator Martins informiert ruhig, souverän, sachlich und wird zum Vorzeige-Gesicht der Polizei München in dieser Nacht. Wenige Stunden nach dem Anschlag ist der Pressesprecher auch in den sozialen Medien ein Held.

(Jana Stegemann)

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Kolbeinn Sigþórsson, auch Kolbeinn Sigthorsson

EURO 2016 - Round of 16 England vs Iceland

Quelle: Peter Powell/dpa

Sie schieden im Viertelfinale gegen Frankreich aus, waren bei der Fußball-EM im Sommer aber eindeutig die Sieger der Herzen: Die Isländer, deren Kultpotenzial sich schon im ersten Spiel gegen Portugal (1:1) abzeichnete. Da war die David-gegen-Goliath-Attitüde, da war das beschwörende "Hu!Hu!" der Fans, da waren die Namen, die landesspezifisch alle auf -son endeten. Und da war Kolbeinn Sigthorsson (im Original Kolbeinn Sigþórsson), bei dem natürlich alle hofften, er würde das Siegtor schießen. So wie im Achtelfinale gegen England, das die Isländer 2:1 für sich entschieden.

Kolbeinn Sigthorsson ist 26 Jahre alt und hat als Kind mit Fußball angefangen, beim Verein Vikingur Rejkjavik. Danach spielte er mit eher mäßigem Erfolg bei Ajax Amsterdam, beim FC Nantes und ist aktuell an Galatasaray Istanbul ausgeliehen. In der Nationalmannschaft lief es deutlich besser für den Sohn eines Bäckers. So gut, dass sich in den sozialen Medien während der WM der Hashtag #Läuftbeiunsson etablierte. Und so gut, dass das isländische "Hu!Hu!" später von Fans aus anderen Ländern übernommen wurde. Was teilweise zu Verstimmung führte. Aber das ist eine andere Geschichte.

(Felicitas Kock)

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Meghan Markle

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Quelle: AFP

Die britische Knallpresse war Anfang November sehr enttäuscht über sich selbst. Da hatte Prinz Harry seit Monaten eine Schauspielerin aus den USA gedatet und niemand, wirklich niemand, hatte es mitbekommen. Umso größer war die Aufregung, als die Beziehung endlich herauskam. Meghan Markle, ihre Freunde und Verwandten wurden von Paparazzi geradezu belagert. Die 35-Jährige wurde unter Polizeischutz gestellt - und Prinz Harry versuchte, ein Machtwort zu sprechen: Markle sei "Ziel von Belästigungen und Beleidigungen" gewesen, einige der Geschichten hätten Grenzen überschritten, ließ er über den Palast mitteilen. Der Prince of Wales bat außerdem darum, sein Privatleben und das seiner neuen Freundin zu respektieren. Eine Aufforderung, der die Klatschreporter nur bedingt nachkamen.

Ohne durch den Vorgarten ihrer Großtante gerobbt zu sein, lässt sich etwa erfahren, dass Meghan Markle in Los Angeles aufgewachsen ist, Theater und Internationale Beziehungen studiert und danach einige Monate in der US-Botschaft in Buenos Aires gearbeitet hat. Bei einem Weihnachtsbesuch in ihrer Heimatstadt wurde sie von einem Schauspiel-Agenten entdeckt - und los ging die Karriere. Anfangs eher stockend, mit Gastauftritten in Serien wie "Fringe" und dem "Beverly Hills"-Remake "90210". Der Durchbruch gelang ihr 2011 mit ihrer Rolle als Anwaltsgehilfin in der Serie "Suits", die mittlerweile in der sechsten Staffel läuft. Außerdem führt sie einen Blog über Essen, Reisen sowie Mode und ist sehr aktiv in den sozialen Netzwerken. Dort beweist sie durchaus Humor. Berühmt wurde etwa ein Foto, das sie postete, kurz nachdem erste Gerüchte über ihre Beziehung zu Harry kursierten. Es zeigt zwei kuschelnde Bananen.

(Felicitas Kock)

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Michelle Obama

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Quelle: AP

Schon im März sagte Michelle Obama in Austin die Worte, die die Hoffnung vieler US-Amerikaner zerstörten: "Ich habe zwei Töchter und es ist nicht leicht, die Kinder des US-Präsidenten zu sein. Kids, das versteht ihr doch. Die zwei haben das mit Selbstsicherheit überstanden, aber irgendwann ist es genug."

Das Magazin Rolling Stone hatte einen Tag nach Trumps Sieg in einem Interview mit dem scheidenden US-Präsidenten erneut die Frage nach einer möglichen Präsidentschaft der First Lady gestellt, Barack Obama antwortete routinemäßig: "Sie wird sich niemals für das Präsidentenamt bewerben." Auf Wahlkampfveranstaltungen der Demokraten konnte man schließlich berechtigte Zweifel bekommen, ob wirklich Hillary Clinton die richtige Kandidatin für das Amt war. Denn Michelle Obama hat in Umfragen vor den Wahlen alle Mitbewerber geschlagen, Hillary Clinton, Bernie Sanders, Donald Trump - und ihren eigenen Mann auch.

Ihre wohl wichtigste Rede hielt die Harvard-Anwältin, die sich selbst "Mom in chief" nennt, beim letzten Parteitag der Demokraten. Es ging um Trumps Frauenbild. Sie sagte: "Ich kann nicht glauben, dass ich tatsächlich sagen muss: Ein Präsidentschaftskandidat der Vereinigten Staaten hat mit sexuellen Übergriffen gegen Frauen angegeben. Das lässt mich nicht mehr los. Das hat mich bis ins Mark erschüttert auf eine Art, die ich mir nicht habe vorstellen können." Michelle Obama konnte Trump nicht verhindern und sie will leider nicht US-Präsidentin werden. Aber sie hat bewiesen, dass es auch in der US-Politik noch echte Vorbilder gibt.

(Jana Stegemann)

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Elena Ferrante

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Quelle: Collage Jessy Asmus/SZ.de; Suhrkamp

Sie wollte nie berühmt sein, und genau deshalb hat diese Frau einen Platz in dieser Galerie verdient. "Ein Autor ist die Summe seiner literarischen Entscheidungen, aus denen sich seine fiktive Welt zusammensetzt. Der Rest ist banales Privatleben", erklärte die Autorin, die unter dem Pseudonym Elena Ferrante veröffentlicht und ansonsten lieber anonym bleiben wollte, immer wieder in Interviews. Eine ziemlich sympathische Ansicht, die sich andere Promis durchaus von ihr abschauen könnten. Allerdings schreibt eben auch nicht jeder so großartige Bücher wie Ferrante, deren "Meine geniale Freundin" in diesem Jahr endlich auf Deutsch erschienen ist.

Ein Wirtschaftsjournalist hatte mit dieser Einstellung offenbarein Problem. Ziemlich brutal deckte er ihre Identität auf und spionierte dafür unter anderem die Honorarzahlungen und den Immobilienbesitz der Autorin aus, als handle es sich bei ihr um eine Verbrecherin. Dabei ist es doch eigentlich egal, wer die Frau ist und wie sie wohnt. Wichtig ist eigentlich nur: Im Januar erscheint der nächste Band ihrer neapolitanischen Saga über zwei Freundinnen auf Deutsch. Bleibt zu hoffen, dass Elena Ferrante ihre Drohung nicht wahrmacht und aufhört zu schreiben, weil ihre Identität nun aufgedeckt wurde.

(Anna Fischhaber)

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Bana aus Aleppo

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Quelle: AFP

Sie leiden am meisten unter den Schrecken des Krieges in Syrien: die Kinder. Viele haben ihre Familien verloren, leben auf der Straße, leiden Hunger, sind völlig verstört. Doch Hilfe gibt es kaum. Längst hat sich der Westen an die schrecklichen Bilder aus Syrien gewöhnt. Ausgerechnet die siebenjährige Bana hat den Kindern aus Syrien ein Gesicht gegeben - und dafür gesorgt, dass sie nicht in Vergessenheit geraten. Ihre traurigen Tweets aus dem umkämpften Aleppo machten das Mädchen berühmt. "Good afternoon from #Aleppo I'm reading to forget the war." - Guten Nachmittag aus Aleppo, ich lese, um den Krieg zu vergessen, schrieb sie etwa. Dazu schickte sie ihren inzwischen mehr als 360 000 Followern Fotos von sich, mit rosa Schleife und Buch. Sie berichtete vom Tod einer Freundin, die unter Trümmern begraben wurde, genauso wie von ihren Milchzähnen und der Angst, bald sterben zu müssen. "Please save us now" - Bitte, rettet uns jetzt, das war ihre letzte Nachricht aus Aleppo. In diesem Fall gibt es ein Happy End: Bana ist heute in Sicherheit in der Türkei. Für andere Kinder geht der Krieg weiter.

(Anna Fischhaber)

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Gina-Lisa Lohfink

Gina-Lisa Lohfink Sex Videos Trial Continues In Berlin

Quelle: Clemens Bilan/Getty Images

Dass sie mal eine Hauptrolle in der Debatte um die Verschärfung des Sexualstrafrechts spielen würde, hätte Gina-Lisa Lohfink wohl auch nicht gedacht. Ursprünglich wurde die platinblonde Hessin mit der großen Klappe im Jahr 2008 als Kandidatin der Castingshow "Germanys Next Topmodel" bekannt. "Zack, die Bohne!", lautet damals ihr jubelnder Schlachtruf, wenn sie eine Runde weiter kam. Im Sommer 2016 spricht ganz Deutschland über die 30-Jährige - doch das Jubeln dürfte ihr im Hals stecken geblieben sein. In einem aufsehenerregenden Prozess wurde über ein vier Jahre altes Video verhandelt, dass Lohfink beim Sex mit zwei Männern zeigte. Sie bezichtigte die Männer der Vergewaltigung, doch das Verfahren wurde eingestellt. Dafür erhielt Lohfink einen Strafbefehl wegen falscher Verdächtigung. Ist sie nun ein Justizopfer, wie ihre Fans glauben? Oder doch nur eine Frau, die um jeden Preis in die Schlagzeilen wollte? Selbst wenn das so ist, genau dafür müssen wir ihr dankbar sein: Der Prozess trieb die emotionale Debatte um das Sexualstrafrecht auf den Höhepunkt. Das verschärfte Gesetz ist seit November in Kraft. Von Gina-Lisa Lohfink wird man wohl Anfang des Jahres wieder hören. Dann soll sie angeblich ins RTL-Dschungelcamp ziehen.

(Kerstin Lottritz)

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Angelique Kerber

Angelique Kerber

Quelle: dpa

Vor ein paar Jahren war Angelique Kerber so gefrustet, dass sie ihre Karriere fast beendet hätte. Ein neuer Trainer und der Verzicht auf Süßigkeiten gaben ihr neuen Elan, und endlich kamen auch die Erfolge dazu. Das Jahr begann spektakulär mit einem Sieg gegen Serena Williams und dem Gewinn der Australian Open. Seit ihrem Sieg bei den US Open im September ist sie offiziell die Nummer 1 der Weltrangliste, als erste Deutsche nach Steffi Graf. "Das war immer ein Kindheitstraum von mir", sagte die Kielerin. Nach dem Rücktritt der "Gräfin" war Frauentennis beinahe zur Randsportart geworden, nun haben die Deutschen ein neues Idol. Kerber gilt als zähe Kämpferin, die sich wie ihr Vorbild Steffi Graf trotz aller Erfolge in der Öffentlichkeit nicht besonders wohl fühlt. Und doch zu einem Spaß bereit ist: Am Tag nach ihrem Sieg in Melbourne löste sie ein Versprechen ein und stieg vor laufenden Kameras in den Yarra-River mitten in der Stadt.

(Kerstin Lottritz)

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Die Schweinsteigers oder auch "Schwanovics"

Ivanovic and Schweinsteiger wed in Venice

Quelle: dpa

"Brangelina" ist Geschichte, die "Schwanovics" legen gerade erst los. Es geht natürlich um die Hochzeit von Bastian Schweinsteiger und Ana Ivanovic. In Clooney-Manier heirateten der frühere Fußball-Nationalspieler und die Tennisspielerin am 12. Juli in Venedig. Die Gäste - unter ihnen Skirennläufer Felix Neureuther, Fußballer Lukas Podolski, Tennisspielerin Angelique Kerber - schipperten stilecht mit Riva-Holzbooten auf dem grünen Wasser des Canal Grande zur Kirche und zurück zum Palazzo. Direkt nach dem kirchlichen Segen teilte das Paar sein Glück mit der ganzen Facebook-Welt und postete ein leicht verwackeltes Foto mit Herzchen-Emoticon und dem schlichten Kommentar "Mr & Mrs". Mit ihrem spektakulär unspektakulären Brautkleid hat Ana Ivanovic zudem bewiesen, dass sie Klasse hat und weiß: Die Aufgabe eines Hochzeitskleides ist es, die Braut in Szene zu setzen - ohne ihr die Show zu stehlen. So hat die 29-Jährige bei ihrer Hochzeit alles richtig gemacht. Und das, obwohl sie jetzt Frau Schweinsteiger heißt.

(Jana Stegemann)

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Margrethe Vestager

EU Competition Commissioner Vestager attends a meeting of the EU's executive body in Brussels

Quelle: REUTERS

Wen ruft man eigentlich an, wenn man die EU anrufen will? Darüber soll Henry Kissinger, ehemals Außenminister der USA, einmal gerätselt haben. "Margrethe Vestager", könnte man ihm inzwischen antworten. Die Dänin ist die vielleicht mächtigste Frau in Brüssel. Seit zwei Jahren ist sie die Wettbewerbskommissarin der Europäischen Union und hat sich in dieser Zeit mit einigen Weltkonzernen angelegt: Gazprom, Amazon, Google oder Real Madrid. Zuletzt verdonnerte sie Apple zu einer Steuernachzahlung von 13 Milliarden Euro an Irland - auch wenn in Dublin niemand das Geld will. Gegenwind, sagte sie einmal, sei ihr lieber als Rückenwind.

Margrethe Vestager gilt als machtbewusst und knallhart und wirkt mit ihren kurzen grauen Haaren und ihrer dänischen Direktheit dennoch ungemein sympathisch. Die Pastorentochter und Ökonomin hat drei Töchter und einen Hund, kocht und strickt gern und ist bekennende Feministin. Kein Wunder, dass sie für die Ministerpräsidentin Birgitte Nyborg in der Politserie "Borgen - Gefährliche Seilschaften" als Vorbild diente. Aber die Kommissarin ist eben nicht nur fernsehtauglich, sie hat auch politisches Gewicht. Bereits als Innenministerin in ihrer Heimat bewies die linksliberale Politikerin auch bei unbequemen Fragen zu Flüchtlingen, Homoehe und Islamfeindlichkeit Haltung. In Brüssel hat sie das geschafft, was nur wenige Kollegen schaffen: Ihren Namen kennt man inzwischen auch in den USA. Vielleicht ruft Kissinger sie ja wirklich einmal an.

(Anna Fischhaber)

© SZ.de/jana/feko/vs/olkl/afis/dd
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