Süddeutsche Zeitung

Melamin in Thüringen und Bayern:Das süße Gift in Deutschland

Der Milchpulverskandal weitet sich weiter aus. Verseuchte Bonbons sind in Thüringen und Rheinland-Pfalz, Melamin-Kekse in Bayern aufgetaucht.

Die in Ostthüringen aus dem Handel gezogenen chinesischen Milchbonbons sind mit der Industriechemikalie Melamin verseucht. Das hat ein nun vorliegendes Untersuchungsergebnis bestätigt, teilte das Thüringer Gesundheitsministerium in Erfurt mit. Der Grenzwert bei den untersuchten Süßigkeiten sei um nahezu das Hundertfache überschritten. Die Bonbons der Sorte "White Rabbit" waren in der vergangenen Woche in einem ostthüringischen Asia-Shop entdeckt worden.

Auch im rheinland-pfälzischen Handel war erstmals ein mit der Industriechemikalie Melamin verseuchtes Produkt gefunden worden. Bei den in einem Koblenzer Asia-Shop entdeckten Weichkaramellbonbons der Marke "White Rabbit" (Weißer Hase) sei der Grenzwert um mehr als das Sechsfache überschritten, teilte das rheinland-pfälzische Umweltministerium in Mainz mit. Für die Verbraucher bestehe aber keine Gefahr, weil der gesamte Bestand des Geschäfts bereits am 2. Oktober beschlagnahmt worden sei.

Melaminrückstände hat auch das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) bei Schwerpunktkontrollen entdeckt. Wie die Behörde in Erlangen mitteilte, handelt es sich um "Erdbeer-Koalakekse", die der Hersteller aber bereits aus dem Handel zurückgezogen hat. Der Melamingehalt lag jedoch im Bereich der von der Europäischen Union festgeschriebenen Höchstgrenze von 2,5 Milligramm pro Kilo.

"Außer den Keksen waren 40 weitere Proben ohne auffälliges Ergebnis, 29 Proben werden derzeit noch analysiert", sagte LGL-Leiter Andreas Zapf. Das Amt will weiterhin vor allem verstärkt in Asia-Läden überprüfen, ob sich die Kekse oder vergleichbare Produkte noch im Handel befinden.

Vergangene Woche waren in Asia-Läden in Baden-Württemberg Bonbons der aus China stammenden Marke "White Rabbit" entdeckt worden, die nach Angaben des Bundesverbraucherministeriums ein Vielfaches der zulässigen Menge an Melamin enthielten. Das Ministerium hatte vor dem Verzehr gewarnt.

Die Chemikalie, die in der Industrie als Bindemittel benutzt wird, wurde in China in großem Stil Milchpulver beigemischt, um damit einen höheren Eiweißgehalt vorzutäuschen. In China erkrankten deswegen mehr als 50.000 Babys an Nierensteinen. Offiziellen Angaben zufolge waren vier Kinder gestorben, weil sie Milch getrunken hatten, die mit der giftigen Chemikalie Melamin versetzt war.

Den chinesischen Ermittlern ist unterdessen nach eigenen Angaben der bisher größte Fang im Milchskandal gelungen. Wie die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Freitag meldete, verhafteten sie in der Provinz Hebei einen Bauern unter dem Verdacht, mehr als 600 Tonnen Pulver auf Melamin-Basis als illegalen Milchzusatz hergestellt zu haben. Der Mann habe das angebliche Protein-Pulver zwischen September vergangenen Jahres und August in der Provinz Shandong produziert, berichtete Xinhua. Acht seiner Käufer seien ebenfalls festgenommen worden.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.543902
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
dpa/ddp/afp/vs/bre
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.