Meinungsumfrage des Papstes:Realismus statt Schönfärberei

Meinungsumfrage des Papstes: Jetzt sind die Bischöfe gefragt: Papst Franziskus will wissen, was die Gläubigen umtreibt

Jetzt sind die Bischöfe gefragt: Papst Franziskus will wissen, was die Gläubigen umtreibt

(Foto: AFP)

Homo-Ehe, Scheidung, Wiederheirat: Wie fühlen sich Katholiken, die das traditionelle Familienmodell nicht erfüllen? Papst Franziskus will das von den Bischöfen wissen. Eine solche Meinungsumfrage ist bemerkenswert - und für Gläubige ein ganz neues Gefühl.

Ein Kommentar von Matthias Drobinski

Papst Franziskus startet eine große Meinungsumfrage - das ist bemerkenswert, auch wenn nicht alle 1,2 Milliarden Katholiken teilnehmen sollen, wie erste Gerüchte besagten, sondern nur die Bischöfe erfragen sollen, was die Gläubigen denken, was der eine mit mehr und der andere mit weniger Enthusiasmus tun wird. Aber: Franziskus verordnet seiner katholischen Kirche Realismus.

Er stellt seinen Fragebogen bewusst die kirchliche Lehre von Ehe und Familie voran: So einfach und schnell wird hier nichts geändert, bedeutet das. Aber die Bischöfe sollen auch ehrlich sagen, wie weit dieses Eheverständnis noch vermittelbar ist, welchen Frust es bei geschiedenen Wiederverheirateten gibt, die sich als Katholiken zweiter Klasse fühlen, wie sehr sich schwule und lesbische Paare ausgeschlossen sehen.

Neues Gefühl für Katholiken

Fromme Schönfärberei soll es jedenfalls nicht geben auf der Bischofsversammlung im Oktober 2014, sondern einen nüchternen Blick auf den Ist-Zustand der Welt. Immerhin.

Was dieser Blick ergeben wird, ist offen. Die Fragen zu Zwangsheirat und Polygamie zeigen die Vielfalt einer Weltkirche: Im Westen mag das Verständnis von der unauflöslichen Ehe von Mann und Frau an Grenzen stoßen, in armen Ländern schützt es die Frauen.

Am Ende wird Papst Franziskus entscheiden, was mit den Voten geschieht. Doch jetzt gilt erst mal: Die Debatte ist freigegeben. Für viele Katholiken ist das ein neues Gefühl.

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