Süddeutsche Zeitung

Herzogin Meghan:Der Megxit nach dem Brexit

Bei einem Gottesdienst in Westminster Abbey anlässlich des Commonwealth-Tages treten Prinz Harry und Meghan im Beisein der Queen ein letztes Mal als "Senior Royals" auf. Für die Amerikanerin endet eine Zeit voller Liebe - und Verletzungen.

Von Alexander Mühlauer, London

Vor ein paar Tagen besuchte Herzogin Meghan die Robert Clack Upper School in Dagenham im Osten Londons. Die Schülerinnen und Schüler wussten nicht, dass sie kommen würde, angekündigt war ein Überraschungsgast. Manche dachten an Boris Johnson, andere hofften auf Beyoncé. Als klar war, wer sich aus Anlass des Weltfrauentages mit ihnen trifft, konnten einige ihr Glück kaum fassen. Sie saßen da in ihren Schuluniformen, strahlten und klatschten. Vorne auf der Bühne stand die Duchess of Sussex. Auch sie strahlte. Und dann sagte sie den Teenagern: "Egal wie klein ihr euch auch fühlen mögt, egal welche Hautfarbe ihr habt, egal welches Geschlecht, ihr habt eine Stimme und damit das Recht, euch für das Richtige einzusetzen." Die Herzogin erhielt tosenden Applaus.

Es war der letzte Soloauftritt von Meghan als Königliche Hoheit. Und er führte den Briten noch einmal vor Augen, was sie verlieren, wenn sie und ihr Ehemann Prinz Harry die royalen Pflichten abgeben. Das Paar verkörperte ein modernes Königshaus. Harry und Meghan wirkten stets nahbarer und unkonventioneller als William und Kate. Doch die glamouröse und selbstbewusste Lässigkeit, mit der Meghan die Herzen vieler Briten eroberte, gefiel längst nicht allen. Wenn man so will, ist es in dieser Frage wie beim Brexit: Die Briten sind tief gespalten.

Am Montag kam die königliche Familie noch einmal zusammen. Anlässlich des Commonwealth-Tages traten Harry und Meghan bei einem Gottesdienst in der Westminster Abbey im Beisein der Queen ein letztes Mal als "Senior Royals" auf. Allerdings wurden die beiden vorab zu ihren Plätzen geleitet und durften nicht mehr an der Seite der Königin in die Kirche einziehen. Der Bruch ist da, nun können sich Meghan und Harry nach Kanada aufmachen. Dort wollen sie mit ihrem zehn Monate alten Sohn Archie leben. Meghan, geboren und aufgewachsen in Kalifornien, nannte das Land einmal ihre "zweite Heimat". Sieben Jahre lang lebte sie in Toronto, wo sie als Schauspielerin für die Serie "Suits" vor der Kamera stand.

In Kanada verbrachten Harry und Meghan auch eine längere Auszeit, bevor sie ihren Wunsch nach Unabhängigkeit kundtaten. Für die Königsfamilie war das ein Schock. Am Ende regelte die Queen die Sache auf ihre Art: Sie zeigte Verständnis, zog aber einen klaren Schnitt. Anders als von Harry und Meghan gewünscht, dürfen sie nicht als Teilzeit-Royals tätig werden und auch nicht mit der Marke "Sussex Royal" Geld verdienen. Glaubt man der Boulevardpresse, haben die beiden lukrative Filmprojekte in Aussicht. Auch einige ihrer Schirmherrschaften wollen sie behalten. So wird sich Meghan weiter für Frauenförderung einsetzen.

Für die 38-Jährige endet nun eine Zeit, in der sie viel Liebe, aber auch viele Verletzungen erfuhr. Nach der Hochzeit mit Harry im Mai 2018 sah es so aus, als hätten die beiden ihre Rolle im Königshaus gefunden. Doch hinter der royalen Fassade waren immer mehr Risse zu erkennen. Da war zum einen der Streit zwischen Harry und seinem Bruder William. Und zum anderen der verzweifelte Kampf mit der Boulevardpresse.

Bereits kurz nachdem die Beziehung von Prinz Harry und Meghan Markle öffentlich geworden war, wurde sie zum Opfer rassistischer Anfeindungen. Meghan ist das, was man in Großbritannien mixed race nennt, sie hat eine schwarze Mutter und einen weißen Vater. Und so fragte die Yellow Press, wie denn die Queen ein farbiges Urenkelkind finden werde. Immer wieder echauffierten sich die Blätter über die angeblich abgehobene Meghan, die zu viel in Privatjets unterwegs sei und sich gleichzeitig als Klimaschützerin aufspiele. Der Unterton war dabei stets der gleiche: Sie wolle Harry aus der Königsfamilie herausreißen. Aus Sicht der Tabloids trägt Meghan die Schuld am Abschied des Paares aus Großbritannien. Kein Wunder also, dass jetzt nur vom "Megxit" die Rede ist.

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SZ vom 10.03.2020/moge
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