Süddeutsche Zeitung

Medizinskandal:Mit falschen Attesten Frührenten erschlichen

  • Die Staatsanwaltschaft Bielefeld prüft Hunderte Fälle von Patienten, die sich Leistungen erschlichen haben sollen.
  • Mehrere Ärzte stehen in Verdacht, gegen Provision falsche Atteste ausgestellt zu haben.

Mehrere Ärzte im Ruhrgebiet sollen reihenweise falsche Diagnosen gestellt haben, um ihren Patienten eine Frührente zu erschleichen. Die Staatsanwaltschaft in Bielefeld, die auf Wirtschaftskriminalität spezialisiert ist, prüft mehr als 700 Fälle. Es geht wohl um einen Schaden in Millionenhöhe. "Täglich" kämen neue Verdachtsfälle hinzu, sagte ein Sprecher.

Ermittelt wird nicht nur gegen Ärzte, sondern auch gegen Vermittler, die Kontakte hergestellt und den Betrug verschleiert haben sollen. Der Staatsanwaltschaft zufolge sollen sie die vermeintlichen Patienten "geschult" haben, wie sie sich im Falle einer Überprüfung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) verhalten sollten. Für die falschen Atteste sollen Ärzte und Vermittler eine Provision erhalten haben. Diagnostiziert wurden von den Ärzten ausschließlich psychiatrische Krankheiten.

Die Liste der möglichen Straftaten reicht von gefälschten Krankschreibungen, über Gutachten zu Kranken- und Pflegegeld bis hin zu unrechtmäßig erworbenen Berufsunfähigkeits- oder Erwerbsminderungsrenten.

Anlass für die Ermittlungen hatte ein Fall aus dem vergangenen Jahr gegeben. Damals waren vor dem Landgericht Bochum drei Männer aus Recklinghausen und Herne verurteilt worden, weil sie jahrelang Patienten an einen Psychiater vermittelt hatten, der falsche Atteste ausgestellt haben soll. Aus gesundheitlichen Gründen konnte der Prozess gegen ihn nicht stattfinden. Die Deutsche Rentenversicherung hat sodann Akten überprüft, die neuen Verdachtsfälle entdeckt und bei der Staatsanwaltschaft angezeigt

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