Festnahme in den USA:Maxwell soll "entscheidende Rolle" bei Epsteins Machenschaften gespielt haben

Epstein: Staatsanwältin Audrey Strauss äußert sich zur Festnahme von Ghislaine Maxwell

Sie habe zu Epsteins "engsten Verbündeten" gehört : Staatsanwältin Audrey Strauss erklärt auf einer Pressekonferenz die Festnahme von Ghislaine Maxwell.

(Foto: John Minchillo/AP)

Die Staatsanwaltschaft wirft Ghislaine Maxwell Beihilfe vor, sie soll in New York angeklagt werden. Prinz Andrew zeigt sich "verblüfft" über eine Einladung zur Aussage im Epstein-Fall.

Im Skandal um den wegen Sexualverbrechen verurteilten und inzwischen gestorbenen US-Unternehmer Jeffrey Epstein sind Details über die Festnahme seiner früheren Partnerin bekannt geworden. Ghislaine Maxwell wurde wegen mutmaßlicher Beihilfe festgenommen. In der Anklageschrift heißt es, sie habe versucht, sich mit jungen Mädchen und Frauen anzufreunden, und sie dann zu sexuellen Aktivitäten mit Epstein zu drängen. Bei einigen Missbrauchshandlungen sei sie selbst dabei gewesen und habe aktiv teilgenommen. Die 58-Jährige habe zu Epsteins "engsten Verbündeten" gehört und eine "entscheidende Rolle" bei seinen Machenschaften gespielt, sagte die New Yorker Staatsanwältin Audrey Strauss.

Rund ein Jahr nach der Anklage gegen Epstein könnte nun auch seine Ex-Partnerin endlich angeklagt werden. Die Vorwürfe gegen Maxwell bezögen sich auf die Jahre 1994 bis 1997, sagte Strauss. Der Missbrauch habe hauptsächlich in Epsteins Anwesen in New York, Palm Beach und Santa Fe sowie in Maxwells Wohnsitz in London stattgefunden. "Wir haben hart an dieser Untersuchung gearbeitet. Es ist nicht einfach, eine Anklage in einem Fall zusammenzustellen, der so weit zurückgeht." Die Behörden hätten aber in den vergangenen Monaten immer ein Auge auf sie gehabt und Informationen gesammelt.

Maxwell war nach Angaben des FBI in der Stadt Bradford im nordöstlichen US-Bundesstaat New Hampshire festgenommen worden, wo sie in einem "wunderschönen Anwesen" gelebt habe, wie der stellvertretende New Yorker FBI-Chef William Sweeney sagte. Die 58-Jährige erschien am Donnerstag - wegen der Coronavirus-Pandemie per Videokonferenz - vor Richterin Andrea Johnstone in New Hampshire, die festlegte, dass Maxwell nach New York gebracht werden und dort angeklagt werden solle. Einen Termin dafür gibt es noch nicht. Maxwell hatte jedes Wissen über Epsteins Machenschaften und jede Beteiligung daran zuvor zurückgewiesen.

Aerial view of the property where Ghislaine Maxwell was arrested by the FBI is seen in Bradford

In diesem Anwesen, das bezeichnenderweise den Namen "Tucked Away" trägt, hielt sich Maxwell monatelang versteckt.

(Foto: Drone Base/Reuters)

Epstein war im vergangenen Sommer angeklagt worden, Dutzende Minderjährige missbraucht und zur Prostitution gezwungen zu haben. Kurz darauf hatte er sich in einer New Yorker Gefängniszelle das Leben genommen. 2008 war er in dieser Sache schon einmal einem Bundesverfahren entgangen, indem er eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft einging. Epstein bekannte sich damals teilweise schuldig und bekam eine milde Haftstrafe. Viele Frauen, die Epstein Sexualverbrechen vorwerfen, halten die Tochter des britischen Verlegers Robert Maxwell für eine Mittäterin.

Wie der Spiegel berichtet, ist in der Anklageschrift von Kino und Einkaufstouren die Rede, die Maxwell mit den Mädchen unternahm. Sie soll auch versucht haben, den Missbrauch zu normalisieren, indem sie mit den Minderjährigen über Sex sprach oder sich vor ihnen auszog, bei Missbrauchshandlungen sei sie dabei gewesen. Sie habe Mädchen auch ermuntert, Epsteins Angebote, Reise- oder Ausbildungskosten zu übernehmen, anzunehmen.

Prinz Andrew "verblüfft" über Einladung zu Aussage im Epstein-Skandal

Auch der britische Prinz Andrew, der jahrelang mit Epstein und Maxwell befreundet war, könnte in den Fall verwickelt sein. Die US-Amerikanerin Virginia Giuffre wirft dem Herzog von York vor, sie als Minderjährige missbraucht zu haben. Auch dabei soll Maxwell eine Rolle gespielt haben. Sie hatte die beiden Männer erst miteinander bekannt gemacht. Giuffre wirft Prinz Andrew vor, sie im Haus Maxwells im Jahr 2001 missbraucht zu haben.

Ein Foto, auf dem die drei in dem Haus zu sehen sind, will der Royal nicht wiedererkennen. Prinz Andrew hat die Vorwürfe bislang strikt zurückgewiesen, vor der New Yorker Staatsanwaltschaft aber auch noch nicht ausgesagt. "Wir würden es weiter sehr gerne sehen, wenn er zu uns käme und mit uns sprechen würde", sagte Staatsanwältin Strauss. "Unsere Türen bleiben offen."

Prinz Andrew zeigte sich von dieser Aussage überrascht. Das Team des Herzogs von York sei "verblüfft, angesichts dessen, dass wir zwei Mal mit der US-Justiz im vergangenen Monat kommuniziert haben", hieß es aus seinem Umfeld am Donnerstagabend. Bisher habe man keine Antwort erhalten.

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