Die Ölkatastrophe vor Mauritius ist offenbar darauf zurückzuführen, dass die Besatzung das verunglückte Schiff viel zu nah an die Insel im Indischen Ozean heranfuhr, damit die Besatzungsmitglieder das Mobilfunksignal des Inselstaats empfangen konnten.
"Sie wollten mit ihren Familien sprechen", zitiert die japanische Nachrichtenagentur Kyodo News einen Ermittler. Die aus asiatischen Ländern stammenden Besatzungsmitglieder hätten eine SIM-Karte des Ersten Offiziers aus Sri Lanka benutzt, um mit ihren Angehörigen über die Lage in der Corona-Pandemie zu sprechen. Außerdem habe die Crew eine Geburtstagsparty gefeiert, bei der auch der Kapitän teilgenommen habe, so Kyodo News. Wenig später sei das Schiff am 25. Juli auf Grund gelaufen.
Der unter panamaischer Flagge fahrende japanische Frachter MV Wakashio hatte 4000 Tonnen Schweröl an Bord, von denen etwa ein Viertel auslief und die Korallenriffe und Mangrovenwälder vor der Küste von Mauritius beschädigte.
Nach SZ-Informationen hatten der japanische Eigner und die Behörden von Mauritius viel zu spät mit dem Abpumpen des Öls vom Schiff begonnen, erst ab dem 6. August soll Treibstoff auf kleinere Tanker in Sicherheit gebracht worden sein. Die japanische Reederei Nagashiki Shipping wollte sich auf mehrfache Anfrage nicht zum genauen Datum äußern. Die Bergung des Öls habe begonnen, "als alle notwendigen Gerätschaften zur Verfügung standen".
Mauritius liegt an einer der am dichtesten befahrenen Schifffahrtsrouten der Welt, war aber bisher offenbar so gut wie nicht auf einen Unfall vorbereitet. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace forderte die Inselregierung auf, "ein neues System von Schifffahrtswegen auszuweisen, das sensible Regionen ausschließt, damit sich eine solche Ölkatastrophe nicht wiederholt".
Die Umweltschützer kritisierten zudem, dass ein Teil des Frachters auf Anordnung der Regierung am Wochenende im Meer versenkt wurde. Der etwa 300 Meter lange Frachter war vor einer Woche auf dem Riff auseinandergebrochen, Schlepper hatten den größeren Teil daraufhin 15 Kilometer aufs offene Meer gezogen, dort mit Wasser gefüllt und es auf 3180 Meter absinken lassen.
Das sei von allen "zur Verfügung stehenden Optionen die schlechteste", teilte Greenpeace mit. Die vielen metallischen Gifte des Schiffes würden die Biodiversität der Region bis hin zur französischen Insel La Réunion gefährden.