Massiver Wintereinbruch:Moskau versinkt im Neuschnee

Massiver Wintereinbruch: Der Neuschnee konkurriert mit den Sehenswürdigkeiten am Roten Platz in Moskau - der Spasski-Turm und die Basilius-Kathedrale im Hintergrund.

Der Neuschnee konkurriert mit den Sehenswürdigkeiten am Roten Platz in Moskau - der Spasski-Turm und die Basilius-Kathedrale im Hintergrund.

(Foto: AP)
  • In Moskau fiel am Wochenende so viel Schnee wie seit 100 Jahren nicht mehr.
  • Mehr als 300 Dörfer waren von der Energieversorgung abgeschnitten. Ein Mann starb an einem Stromschlag, fünf Menschen wurden verletzt.
  • Um die Straßen möglichst schnell vom Schnee zu befreien, kündigte das Verteidigungsministerium den Einsatz von Soldaten an.

Von Paul Katzenberger, Moskau

Wenn in Moskau Schnee fällt, dann sind die Räumtrupps meist sehr schnell zur Stelle. Die Brigaden in ihren prägnanten orangefarbenen Overalls und mit ihren Kehrmaschinen prägen dann plötzlich das Stadtbild und viele Gehwege sind zumindest an den großen Straßen im Nu wieder passierbar. Doch die Schneemassen, von denen die russische Hauptstadt an diesem Wochenende betroffen war, überforderten auch die gut organisierten Schneeschaufler Moskaus.

Von Samstagmorgen bis zum Sonntagabend fielen 38 Zentimeter Schnee, wie die Nachrichtenagentur Tass meldete. Das war innerhalb von 36 Stunden mehr Neuschnee als normalerweise im ganzen Februar zusammen. Am Montag wurden in Teilen Moskaus bis zu 55 Zentimeter Neuschnee gemessen.

Der Schaden ist gewaltig: Abgerissene Elektroleitungen schnitten im Umland viele Dörfer von der Energieversorgung ab. So hatten 230 Dörfer im Gebiet Tula südlich von Moskau keinen Strom, im Gebiet Kaluga waren es mehr als 70 Dörfer. Auch in Moskau kam es zu Stromausfällen. 2000 Bäume seien unter der Schneelast zusammengebrochen, teilte Bürgermeister Sergej Sobjanin am Sonntag mit. Ein Mann starb an einem Stromschlag, als eine Stromleitung auf seine Motorhaube fiel. Fünf Menschen verletzten sich.

Tausende Kehrmaschinen hielten mühsam Straßen und U-Bahn-Zugänge offen. Am Samstag verwandelte sich der Schnee noch häufig in Schneematsch, weswegen viele Straßen unter Wasser standen. Die Fußgänger kämpften sich durch knöcheltiefe Wasser-Schneematsch-Pfützen. Am Sonntag fielen die Temperaturen, der Schnee blieb liegen, auf den Gehwegen bis zu einer Höhe von 40 Zentimetern. Auf dieser Schneedecke blieben den Fußgängern oft nur noch dünne Trampelpfade.

An den drei großen Moskauer Flughäfen hatten am Sonntag mehr als 150 Flüge Verspätung, wie die Agentur Interfax meldete.

Vize-Bürgermeister: "1,2 Millionen Kubikmeter Schnee weggeräumt"

Am Wochenende sei in Moskau so viel Schnee gefallen wie in den vergangenen 100 Jahren nicht mehr in so kurzer Zeit, sagte der Meteorologe Jewgenij Tischkowez dem Nachrichtenkanal RBK.

"Die Räumtrupps haben die Straßen innerhalb eines Tages von 1,2 Millionen Kubikmetern Schnee befreit", sagte Moskaus Vize-Bürgermeister Pjotr Birjukow. Damit sei aber nur wenig erreicht. Bei der derzeitigen Personalstärke der Einsatzkräfte würde es neun Tage dauern, den Schnee von den Straßen komplett zu entfernen.

Kinder freuen sich

"Natürlich haben wir nicht so viel Zeit, und wir werden die notwendigen Maßnahmen ergreifen, um die Stadt schneller vom Schnee zu befreien", kündigte Birjukow an. Er bezog sich damit auf eine Mitteilung des Verteidigungsministeriums vom Sonntag, das verkündet hatte, Truppen gegen den Kampf mit den Schneemassen zur Verfügung zu stellen.

Freude löste der Schneeeinbruch allerdings bei Moskaus Kindern aus, die mit ihren Schlitten in Scharen in die Parks zogen und sich über ein verlängertes Wochenende freuen durften. Denn Bürgermeister Sobjanin hatte mitgeteilt, dass von Eltern am Montag nicht erwartet werde, ihre Kinder in die Schule zu bringen. Schulfrei durch Schnee kommt in Moskau, dessen Bewohner strenge Winter gewohnt sind, sehr selten vor.

Mit Material der Agenturen

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: