Massenausbruch in Mexiko:Mehr als 130 Häftlinge fliehen durch Tunnel

Erst eine Stunde nach der Flucht schlugen die Wärter Alarm: Im Norden Mexikos sind Dutzende Gefangene durch einen selbstgebauten Tunnel entkommen. Wegen möglicher Versäumnisse und Verwicklungen wurden drei Personen festgenommen - darunter der Gefängnisdirektor.

Spektakulärer Massenausbruch aus einem Gefängnis im Norden Mexikos: 132 Häftlingen gelang am Montag durch einen Tunnel die Flucht in die Freiheit, wie die Generalstaatsanwaltschaft bestätigte. Polizei und Armee leiteten mithilfe von US-Kollegen eine Großfahndung ein.

Bei der Haftanstalt handelt es sich um das Zentrum für soziale Rehabilitierung von Piedras Negras nahe der Stadt Acuña im Bundesstaat Coahuila, der an die USA grenzt. Laut der Generalstaatsanwaltschaft von Coahuila gelangten die Gefangenen durch einen fast drei Meter unter der Erde liegenden, 1,20 Meter breiten und sieben Meter langen Tunnel ins Freie.

Der Ausgang der Röhre lag demnach am Nordturm der Anlage. Dort durchschnitten die Flüchtlinge einen Drahtzaun, um schließlich einer nach dem anderen auf ein verlassenes Grundstück zu gelangen.

Belohnung für Hinweise auf Häftlinge ausgesetzt

Der Ausbruch am frühen Montagnachmittag (Ortszeit) wurde von den Gefängniswärtern erst eine Stunde später bemerkt, wie die Zeitung El Universal berichtete. Als Beweisstücke sicherten die Ermittler unter anderem Teile eines Blackberry-Mobiltelefons und einer SIM-Karte, drei jeweils 1,20 Meter lange Seile, ein Elektrokabel und ein aufgebrochenes Vorhängeschloss.

Die mexikanische Bundesregierung setzte eine Belohnung von 200.000 Pesos (knapp 12.000 Euro) für Informationen aus, die zur Ergreifung eines Gefangenen führen. Bei der Großfahndung waren Bundespolizei und Soldaten auf Autobahnen und Landstraßen nahe des Gefängnisses im Einsatz. Auch US-Grenzschützer halfen bei der Suche nach den Flüchtigen. Unweit der Haftanlage liegt die texanische Stadt Eagle Pass.

Wenige Stunden nach der Massenflucht töteten Sicherheitskräfte nach Behördenangaben in dem Ort Castaños zwei Verdächtige. Es gebe Hinweise darauf, dass es sich bei den Toten um entflohene Gefangene handelte.

Wegen des Massenausbruchs wurden der Gefängnisdirektor, der Sicherheitschef und ein Wärter befragt, wie die Staatsanwaltschaft weiter erklärte. Demnach beantragten die Behörden Haftbefehl gegen die drei. Das Piedras-Negras-Gefängnis ist für 1000 Insassen ausgelegt, zum Zeitpunkt des Ausbruchs waren 734 Plätze belegt.

Seit 2010 gab es mehrere Massenausbrüche aus mexikanischen Gefängnissen. Im Dezember 2010 gelang 141 Häftlingen die Flucht aus einer Anstalt im nordöstlichen Bundesstaat Tamaulipas. Im Februar flohen 30 Mitglieder des Drogenkartells Los Zetas während Gefängnisunruhen im nördlichen Nuevo Leon, bei denen 44 inhaftierte Mitglieder des verfeindeten Golfkartells ums Leben kamen.

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