Nach Masernausbruch bei New York:US-Bezirk sperrt öffentliche Orte für ungeimpfte Kinder

Nach Masernausbruch bei New York: Bezirksvorsteher Ed Day verkündete am Dienstag die Maßnahmen, die Rockland County ergriffen hat, um den Masernausbruch einzudämmen.

Bezirksvorsteher Ed Day verkündete am Dienstag die Maßnahmen, die Rockland County ergriffen hat, um den Masernausbruch einzudämmen.

(Foto: AP)
  • Ein besonders schwerer Masernausbruch hat die Behörden eines Vorort-Bezirks von New York City zu einem ungewöhnlich drastischen Schritt bewogen. Ungeimpfte Kinder dürfen nicht mehr an öffentlichen Plätzen sein.
  • Zudem erließ die Bezirksregierung ein Schulverbot.
  • In jüngster Zeit habe es in Rockland County 153 bestätigte Masernfälle gegeben, wie die Behörden mitteilten.

Ein New Yorker Außenbezirk hat öffentliche Räume für ungeimpfte Kinder gesperrt. Am Dienstag hat Rockland County den Notstand ausgerufen. Kinder, die nicht gegen Masern geimpft sind, dürfen seitdem nicht mehr am Schulunterricht teilnehmen und auch keine öffentlichen Einrichtungen wie Shoppingcenter betreten oder öffentliche Verkehrsmittel benutzen. Hintergrund ist einer der schlimmsten Masernausbrüche seit Jahrzehnten in der Metropolregion von New York.

Seit Oktober vergangenen Jahres sind die Masernfälle im 300 000 Einwohner zählenden Rockland County stark gestiegen. Derzeit gibt es allein dort 153 bestätigte Fälle. Die südliche Bezirksgrenze liegt etwa 30 Kilometer vom Stadtzentrum New Yorks entfernt. 181 weitere Masernfälle soll es Angaben des Gesundheitsamtes zufolge in Brooklyn und Queens geben.

Rockland Countys Vorsteher Ed Day sagte bei einer Pressekonferenz, dass er durch das Zutrittsverbot zu öffentlichen Räumen die Eltern ungeimpfter Kinder auf das Problem hinweisen wolle. Er gehe davon aus, dass es einen vergleichsweise drastischen Schritt in den USA zuvor noch nicht gegeben habe.

Nach Masernausbruch bei New York: In Rockland leben viele orthodoxe Juden. Viele haben persönliche Verbindungen nach New York City. Den Behörden zufolge hängen die Ausbrüche dort und in den Vororten miteinander zusammen.

In Rockland leben viele orthodoxe Juden. Viele haben persönliche Verbindungen nach New York City. Den Behörden zufolge hängen die Ausbrüche dort und in den Vororten miteinander zusammen.

(Foto: Julie Jacobson/AP)

Wie die New York Times berichtet, konzentriere sich der Masern-Ausbruch vor allem auf die Community ultra-orthodoxer Juden in Rockland. Dort gebe es eine besonders stark ausgeprägte Impfgegnerschaft. Zirkulierende Anti-Impf-Literatur erschwere es den Behörden, sich bei nicht impfwilligen Erwachsenen und Eltern Gehör zu verschaffen.

Mitarbeiter der Gesundheitsbehörden werben seit Monaten für Impfungen, um die Ausbreitung der Masern einzudämmen. Fast 17 000 Impfungen wurden Angaben der Behörden zufolge in den vergangenen 26 Wochen ausgegeben. Oft aber würden die Mitarbeiter des Gesundheitsamts auf Widerstand stoßen, sagte Day.

Die Krankheit verbreitet sich vor allem unter Schulkindern, deren Eltern das Impfen ablehnen. Viele dieser Eltern würden sich auf philosophische oder religiöse Gründe berufen, heißt es seitens der Behörden. Einige hätten zudem Bedenken, dass die Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln Autismus hervorrufen könne. Diese Behauptung wurde vor mehr als 20 Jahren von einem britischen Wissenschaftler in die Welt gesetzt, der Daten manipuliert hatte. Sie wurde bereits mehrfach wissenschaftlich fundiert widerlegt.

Das Kinderhilfswerk Unicef hatte erst Anfang März gewarnt, dass die Masern in fast 100 Ländern wieder auf dem Vormarsch seien. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) starben 2017 rund 110 000 Menschen an Masern, die meisten von ihnen Kinder unter fünf Jahren. Bis Mitte Januar diesen Jahres wurden laut WHO für das Jahr 2018 weltweit 229 000 Fälle der Infektionskrankheit gemeldet. Für einen wirksamen Schutz gegen die Masern müssen laut WHO mindestens 95 Prozent der Bevölkerung geimpft sein. Im New Yorker Außenbezirk Rockland County sind es nach Angaben von Ed Day derzeit nur 72,9 Prozent.

Die in vielen Ländern präsente Bewegung der Impfgegner wird von der WHO als "eines der zehn größten Gesundheitsrisiken weltweit" bezeichnet.

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