Süddeutsche Zeitung

Martin Shkreli:So gut ist ein Date mit dem "meistgehassten Mann des Internets"

Eine US-Schauspielerin trifft sich aus Neugier mit Martin Shkreli zum Tinder-Date - und ist trotz so mancher Skurrilitäten positiv überrascht.

Auch böse Jungs sehnen sich nach Liebe. Oder nach Bekanntschaften mit hübschen Frauen. Das zumindest gilt für Martin Shkreli, den die Welt im Herbst 2015 wahlweise als "meistgehassten Mann Amerikas" oder gar "meistgehassten Mann im Internet" kennenlernte. Der 32-Jährige hatte die Rechte an einem Medikament gekauft, das in der Aids-Behandlung eingesetzt wird. Als er den Preis pro Pille von 18 auf 750 Dollar erhöhte, schlug ihm im Netz der geballte Hass der Öffentlichkeit entgegen. Zwischenzeitlich wurde er vom FBI wegen des Verdachts auf Betrug festgenommen.

Privat kann Shkreli aber auch nett sein - diese Erfahrung hat zumindest Jacklyn Collier gemacht. Die US-Schauspielerin spielt etwa in der Serie "This Is My Roommate". Wie sie in einem Text für die Washington Post schreibt, hatte sie bei einem Date mit dem verhassten Shkreli eine "ziemliche gute Zeit".

Shkreli machte ihr demnach in der Dating-App Tinder Avancen. Erst als er ein Foto von sich, seinem Führerschein und seiner Kreditkarte schickte, habe sie nicht mehr an einen Scherz geglaubt und einem Treffen aus Neugier zugestimmt.

Das romantische Dinner in einem japanischen Restaurant im New Yorker Viertel TriBeCa begann allerdings eher unangenehm - mit einer Mischung aus übereifrigem Handschlag und halbherziger Umarmung. Nach einem ersten Drink habe Shkreli sich entspannt und offen über seine Familie und auch über seine Pharmageschäfte gesprochen.

120 Dollar für eine Tasse Tee? Kein Problem

"Er sagte, dass ihn negative Kommentare über sich selbst nicht störten und dass viele Menschen die Pharmabranche nicht verstünden", schreibt Collier. Shkreli habe ihr außerdem versichert, dass jeder das Medikament bekomme, der es benötige; auch diejenigen, die es sich nicht leisten könnten.

Die Bedienung machte die beiden auf das Teeangebot des Restaurants aufmerksam - der teuerste Tee, eine prämierte Sorte, kostete 120 Dollar pro Tasse. Collier und Shkreli scherzten darüber, welche Menschen sich das wohl leisten würden. Dass sich ein Scherz über Wucherpreise angeboten hätte, sei ihr aber leider zu spät eingefallen, schreibt Collier.

Umso verstörender war am Ende des Essens, so Collier, dass Shkreli sich tatsächlich eine Tasse Tee für 120 Dollar bestellte. Nur, um später zu sagen, dass er kein großer Tee-Trinker sei.

Unterm Strich, schreibt Collier, war das Treffen mit dem "meistgehassten Mann des Internets" eines ihrer besseren Dates. Nach anderthalb Stunden will sie nicht bewerten, ob Shkreli trotz der Wuchervorwürfe wegen seiner Pharmageschäfte nicht doch ein guter Mensch sei. Eines sei nach dem Date jedoch beiden klar gewesen: Dass sie kein Traumpaar abgeben würden.

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