Marshmallows:Royale Zuckerpampe

Marshmallows: Prinz Louis, 5, mit seiner Mutter Kate (rechts) beim Marshmallow-Verzehr mit britischen Pfadfinderinnen und Pfadfindern.

Prinz Louis, 5, mit seiner Mutter Kate (rechts) beim Marshmallow-Verzehr mit britischen Pfadfinderinnen und Pfadfindern.

(Foto: WPA Pool/Getty Images)

Wie viele andere Kinder scheint auch Prinz Louis gegrillte Marshmallows zu mögen. Das wirft Fragen auf, über die geschmacklichen Unterschiede zwischen Europa und dem Brexit-Land. Eine Stilkritik.

Von Martin Zips

Möchte man heutzutage herausfinden, was einst zum Brexit geführt haben könnte, darf man die kulinarischen Unterschiede zwischen dem europäischen Festland und dem britischen Königreich nicht außer Acht lassen. Setzte der Mitteleuropäer, gerade bei der Verpflegung Heranwachsender, zuletzt auf eher ausgewogene, gesunde, biologische sowie vegane Ernährung, scheint sich im englischsprachigen Raum - wie hier zu sehen - der Trend zu zuckerreichen Industrie-Produkten zu verfestigen.

Am Rande der Krönungsfeierlichkeiten seiner Großeltern Charles und Camilla konnte in London der fünfjährige Prince Louis of Wales (die Nummer vier in der britischen Thronfolge) dabei beobachtet werden, wie er Schaumrollen verspeiste. Der historische Ursprung dieser sogenannten Marshmallows geht zwar auf den Verzehr der Eibisch-Wurzel zurück, einem Malvengewächs, dem bereits im alten Ägypten eine heilende Wirkung zugesprochen wurde. Infolge der Industrialisierung und der damit zusammenhängenden Marshmallow-Massenproduktion aber wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts die Wurzel durch Gelatine verdrängt. Heutige Marshmallows sind daher meist nichts anderes als eine billige Pampe aus Zucker, Wasser, Gelatine und Maisstärke.

Marshmallows: Marshmallow-Fans schätzen den durch die Hitze eines Lagerfeuers ausgelösten äußeren Karamellisierungs- sowie inneren Schmelzprozess.

Marshmallow-Fans schätzen den durch die Hitze eines Lagerfeuers ausgelösten äußeren Karamellisierungs- sowie inneren Schmelzprozess.

(Foto: WPA Pool/Getty Images)

Auffällig ist, dass der Prince of Wales hier - in Anwesenheit seiner Mutter Kate bei einer Wohltätigkeitsaktion mit britischen Pfadfindern - die Süßigkeit gegrillt verspeist. Marshmallow-Fans schätzen den durch die Hitze eines Lagerfeuers ausgelösten äußeren Karamellisierungs- sowie inneren Schmelzprozess. Ja, manche empfehlen sogar den anschließenden Verzehr des geräucherten Gummispecks zusammen mit Kräckern und Schokolade. Bei Anhängern deutschen Gemüses sowie italienischen Olivenöls bleibt hier freilich ein gewisses Misstrauen zurück (welches sich womöglich auch auf die "Ghostbusters"-Filmreihe gründet, in der ein riesiges Marshmallow-Monster Angst und Schrecken verbreitet).

Gerade in Post-Brexit-Zeiten sowie im gemeinsamen transatlantischen Interesse gilt es hier nun eine neue Form der freundschaftlichen Annäherung zu finden: Zum Beispiel durch die Eröffnung von Restaurants mit veganen Marshmallows in ansprechenden Bowles, auch im EU-Raum. Nur so kommt wieder zusammen, was zusammengehört.

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