Süddeutsche Zeitung

SZ-Kolumne "Bester Dinge":Punkt, Punkt, Komma, Strich, fertig ist das Marsbärgesicht

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Waren hier vor Jahrmillionen marsianische Braunbären am Werk? Zumindest sieht das Foto der Nasa-Sonde "Mars Reconnaissance Orbiter" ganz danach aus.

Von Alexander Menden

Eine verbrannte Scheibe Toast, Kartoffelchips, ein Taco, ein Pitabrot, eine Brezel, eine Pizza... Wollte man allein die Backwaren aufzählen, in denen das Antlitz Jesu schon aufgetaucht ist, wären die wenigen Zeilen dieser Kolumne bereits gefüllt. Eine Frau in Florida fand 2007 sogar ein Doppelporträt von Jesus und Maria in ihrem Pfannkuchen - heilig, heilig, heilig. Das Phänomen, vermeintlich Gesichter in unbelebten Gegenständen zu erkennen, ist sehr menschlich, und hat sogar einen Namen: Pareidolie - die Tendenz, zufälligen Strukturen einen Sinn zu verleihen und entsprechend eigenen Wahrnehmungsgewohnheiten zu interpretieren.

Ein sehr berühmtes Beispiel für astronomische Pareidolie ist das sogenannte Marsgesicht. Eine 1976 von der Raumsonde Viking 1 fotografierte Steinformation auf dem nördlichen Mars sah für viele aus wie ein Alien- oder Menschenkopf und gab zu wunderbaren Spekulationen über eine mögliche untergegangene Marskultur Anlass. Jetzt hat das Marsgesicht tierische Gesellschaft bekommen: Die Sonde Mars Reconnaissance Orbiter hat im vergangenen Dezember auf der Oberfläche des Roten Planeten etwas fotografiert, das verdächtig wie ein schief lächelnder Bär aussieht und jetzt von der Nasa auf Twitter veröffentlicht wurde.

Klar, das sind alles nur eingestürzte Krater und Hügel, aus denen uns der Bär mit Knopfaugen anstarrt. Und doch kann man sich bei aller aufgeklärten Skepsis kaum der Ahnung erwehren, dass hier womöglich vor Jahrmillionen ein Grüppchen kulturschaffender marsianischer Braunbären mit einem ausgeprägten Sinn fürs Kindchen-Schema am Werk war. Die Frage ist jetzt nur noch, wer sich zuerst den Marsbär als Werbefläche sichert - ein Süßwarenhersteller oder ein Teddybärfabrikant?

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