Naturkatastrophe:Mehr als 1000 Tote nach Erdbeben in Marokko

Naturkatastrophe: Anwohner in den Trümmern in der Altstadt von Marrakesch.

Anwohner in den Trümmern in der Altstadt von Marrakesch.

(Foto: FADEL SENNA/AFP)

Es ist das verheerendste Beben seit Jahrzehnten in dem Land. Die Schäden in Städten wie Marrakesch und Casablanca sind immens. Schlimmer aber sind die Dörfer im Atlasgebirge betroffen.

Die Zahl der Todesopfer nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko steigt kontinuierlich an: Das Innenministerium spricht mittlerweile von mehr als 1000 Toten und mindestens 1204 Verletzten.

Die meisten Schäden seien außerhalb der Städte entstanden. Laut Augenzeugenberichten löste das Erdbeben dennoch Panik in Marrakesch, Agadir und anderen Städten aus. Wie die Zeitung Le Matin berichtete, war das Beben auch in Rabat und Casablanca zu spüren. Marokkaner posteten Videos, auf denen zu Schutt zerfallene Gebäude und beschädigte Teile der berühmten roten Mauern zu sehen sind, die die Altstadt von Marrakesch umgeben, ein Unesco-Weltkulturerbe. Andere Videos zeigen schreiende Menschen, die Restaurants in der Stadt verließen.

Naturkatastrophe: Ein Video des marokkanischen Fernsehens macht die Schäden in Marrakesch sichtbar.

Ein Video des marokkanischen Fernsehens macht die Schäden in Marrakesch sichtbar.

(Foto: Screenshot Al Oula TV/via Reuters)

Die US-Erdbebenwarte USGS teilte mit, das Beben habe eine Stärke von 6,8 gehabt und sich in einer Tiefe von 18,5 Kilometern gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch und 60 Kilometer nordöstlich der Stadt Taroudant ereignet. Das Epizentrum habe im Atlasgebirge gelegen. Das Geofon des Helmholtz-Zentrums Potsdam gab die Stärke des Bebens mit 6,9 an. Kurze Zeit später meldete die US-Behörde ein Nachbeben der Stärke 4,9.

Das Beben war Berichten zufolge auch in Portugal und Algerien zu spüren. Nasser Jabour, Leiter einer Abteilung des Nationalen Instituts für Geophysik, bestätigte, dass die Nachbeben weniger stark seien. Das Beben sei in einem Umkreis von 400 Kilometern zu spüren gewesen, sagte er der marokkanischen Nachrichtenagentur MAP.

Naturkatastrophe: Auch in Casablanca flüchten die Menschen nach dem Erdbeben auf die Straßen.

Auch in Casablanca flüchten die Menschen nach dem Erdbeben auf die Straßen.

(Foto: Abdelhak Balkhaki/Reuters)

Bundeskanzler Olaf Scholz, der auf dem G-20-Gipfel im indischen Delhi ist, drückte auf der Plattform X (früher Twitter) sein Mitgefühl aus. "Das sind schlimme Nachrichten aus Marokko", schreibt der SPD-Politiker. "In diesen schweren Stunden sind unsere Gedanken bei den Opfern des verheerenden Erdbebens. Unser Mitgefühl gilt allen Betroffenen dieser Naturkatastrophe."

Papst Franziskus betonte in einem Beileidstelegramm seine Solidarität mit allen Betroffenen der Naturkatastrophe. Er bitte Gott im Gebet, den Marokkanern in dieser schweren Prüfung beizustehen.

Mittlerweile hat die deutsche Botschaft in der Hauptstadt Rabat einen Krisenstab eingerichtet. "Unsere wichtigste Aufgabe ist es nun, dafür zu sorgen, dass Verletzte und Opfer schnellstmöglich betreut werden", hieß es auf der Internetseite der Botschaft. Einer Sprecherin zufolge wurde eine Notfallnummer eingerichtet, unter der sich betroffene Deutsche melden können, um Informationen und Unterstützung zu erhalten. Das Auswärtige Amt stehe in engem Austausch mit den örtlichen Behörden.

Ein Sprecher von UNO-Generalsekretär António Guterres erklärte, die Vereinten Nationen stünden bereit, um der Regierung des nordafrikanischen Staates bei der Versorgung der Bevölkerung zu helfen. Guterres sei zutiefst bestürzt über die Nachrichten aus Marokko.

Auch die Europäische Union hat dem nordafrikanischen Land Hilfe angeboten. "Die EU ist bereit, Marokko in diesen schwierigen Momenten zu unterstützen", schrieb EU-Ratspräsident Charles Michel ebenfalls bei X. Die Nachrichten aus dem Land seien schrecklich. Er sei in Gedanken bei allen, die von der Tragödie betroffen seien, und bei den Rettungskräften.

Es sei das erste Mal seit einem Jahrhundert, dass ein derart starkes Erdbeben in Marokko registriert worden sei. Erdbeben in Nordafrika sind relativ selten. 1960 hatte sich laut dem Sender Al Arabiya in der Nähe von Agadir ein Beben der Stärke 5,8 ereignet, bei dem Tausende Menschen ums Leben kamen.

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