Marketing der besonderen Art:Willkommen im Weltstädtchen

Die Stadt Osnabrück hat ein Imageproblem. Dem will sie mit einer Verniedlichungskampagne entgegen treten - und wirbt nun mit dem Petersdömchen und dem Hexenkesselchen. Ein Anruf bei Oberbürgermeisterchen Boris Pistorius.

Jan Grossarth

Osnabrück liegt im südlichen Niedersachsen. Das ist weit entfernt von Berlin, Venedig, Mailand, Rom oder Gizeh. Dennoch möchte sich Osnabrück mit diesen Orten messen und hat seine Sehenswürdigkeiten mit Transparenten versehen. Auf ihnen steht "Kurfürstendämmchen" oder "Sphinxchen" oder "Willkommen im Weltstädtchen". SPD-Oberbürgermeister Boris Pistorius wohnt im "Capitölchen".

Boris Pistorius

Boris Pistorius, Oberbürgermeister von Osnabrück

(Foto: Foto: Uwe Lewandowski)

SZ: Herr Oberbürgermeisterchen...

Pistorius: ... das ist aber jetzt schon nicht mehr sehr originell.

SZ: Nein? Was sind denn die neuesten Ideen Ihrer Verniedlichungs-Kampagne?

Pistorius: Die Osnabrücker SPD nennt ihre Bezirksparteizentrale jetzt "Willy Brandt Häuschen".

SZ: Lustig.

Pistorius: Wir wollen zeigen, dass wir mit den großen Metropolen dieser Welt weder konkurrieren können noch wollen. Wir sind zwar nicht so groß wie München, Paris, Rom, haben aber fast alles, was es dort gibt, nur eben ein, zwei Nummern kleiner.

SZ: Ein paar Beispielchen, bitte.

Pistorius: Vor der Osnatel-Arena, wo unser VfL jetzt endlich wieder in der 2.Liga spielt, wird ein Schild "Hexenkesselchen" hängen, und der Dom, der tatsächlich St. Peter heißt, wird als "Petersdömchen" deklariert. Das Theater wird "Scalalein", das Heger Tor "Brandenburger Törchen", das historische Rathaus zum "Capitölchen".

SZ: Wieso sehnen sich die Osnabrücker so nach Aufmerksamkeit?

Pistorius: Der wichtige Hintergrund sind massive Herausforderungen, die auf uns zukommen. Die britischen Streitkräfte werden die Stadt verlassen, und 160 Hektar Areale werden frei. Es soll investiert werden, damit es weitergeht.

SZ: Die Kampagne kostet 280.000 Euro, ein hübsches Sümmchen.

Pistorius: Die Hälfte davon tragen Unternehmen aus der Stadt.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: