Eine 30-jährige ehemalige Krankenschwester muss lebenslang ins Gefängnis, weil sie drei Säuglinge mit Medikamenten vergiftet haben soll. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass die Frau den drei Frühchen unerlaubt Narkosemittel verabreicht hat, und sie so in Lebensgefahr gebracht hat. Sie wurde am Donnerstag unter anderem des versuchten Mordes, der gefährlichen Körperverletzung und der Misshandlung von Schutzbefohlenen schuldig gesprochen.
Die ehemalige Kinderkrankenschwester soll zwischen Dezember 2015 und Februar 2016 auf der neonatologischen Intensivstation der Uniklinik Marburg drei Frühchen den Betäubungswirkstoff Midazolam verabreicht haben, einem der Kinder zusätzlich das Narkosemittel Ketanest. Der Staatsanwaltschaft zufolge nahm Elena W. dabei den "Tod der Frühgeborenen billigend in Kauf".
Prozess in Marburg:Vergiftete Frühchen
Eine Kinderkrankenschwester auf einer Frühchenstation soll drei Babys vergiftet haben, von denen eines starb. Schon jetzt deutet sich an, dass der Indizienprozess schwierig wird.
Zwei der Frühgeburten überlebten die Vergiftungen. Die dritte starb an Folgen von Lungenhochdruck - nicht durch das verabreichte Midazolam. Die Eltern waren jedoch überzeugt, dass der Wirkstoff den Tod begünstigte. Als Nebenkläger hatten sie auf Mord plädiert.
In dem Indizienprozess waren 70 Zeugen geladen
Einem aufmerksamen Oberarzt waren die Parallelen bei den Fällen der drei Frühchen zuerst aufgefallen, sie wiesen die gleichen Bewegungsmuster auf, hatten die gleichen Krämpfe.
Es war einer der umfangreichsten Prozesse am Marburger Landgericht. 76 Verhandlungstage waren insgesamt angesetzt. Die Richter hörten mehr als 70 geladene Zeugen: Personal des Uniklinikums, Polizisten, Sachverständige.
Gegen die Angeklagte sprachen unter anderem die Dienstpläne der neonatologischen Station. Ging es den drei Mädchen schlagartig schlechter, war sie zum Nachtdienst eingeteilt. Hinzu kommt eine Haarprobe von Elena W., in der man im Ermittlungsverfahren Spuren der Wirkstoffe Ketamin und Midazolam fand. Auf ihrem Mobiltelefon wies man zudem eine Google-Suche zu Ketanest nach.
Auf Anraten ihrer Anwälte schwieg die Angeklagte in dem Prozess zu den Vorwürfen. Ihr Motiv bleibt ein Rätsel.