Kriminalität:Messerattacke im Zentrum von Mannheim

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Einsatzkräfte der Polizei nach der Attacke auf dem Mannheimer Marktplatz. (Foto: dpa)

Sechs Menschen werden verletzt, der Angreifer wird von der Polizei niedergeschossen. Die Polizei ermittelt, ob der Angriff einen politischen Hintergrund hat.

Von Max Ferstl, Ulrike Heidenreich

Ein Mann hat am Freitag auf dem Mannheimer Marktplatz sechs Menschen mit einem Messer angegriffen und verletzt. Unter den Verletzten ist auch ein Polizist, der laut baden-württembergischem Innenministerium „schwerst verletzt“ wurde. Wie schwer die Verletzungen der übrigen Opfer sind, ist noch unklar. Der Angreifer wurde niedergeschossen. Inzwischen hat die Staatsschutzabteilung der Staatsanwaltschaft Karlsruhe die Ermittlungen übernommen.

Der Angriff ereignete sich gegen 11.35 Uhr bei einer Kundgebung des rechtspopulistischen Vereins Bürgerbewegung Pax Europa (BPE). Unklar ist derzeit noch das Motiv der Tat. Die Beamten ermittelten gerade, ob die Messerattacke einen politischen Hintergrund habe, sagte eine Polizeisprecherin. Fünf Angehörige des Vereins wurden verletzt. Das Bündnis Pax Europa gab bekannt, dass es sich bei einem der Opfer um Michael Stürzenberger handle, einen antiislamischen Aktivisten.

In den sozialen Netzwerken kursieren Videos des Angriffs vom Mannheimer Marktplatz, deren Echtheit eine Polizeisprecherin auf Nachfrage bestätigt. Zu sehen ist der BPE-Infostand, dann ein schwarz gekleideter Mann mit einem Messer, der erst auf einen Mann losgeht und dann auf einen der Polizisten. Laut Polizei stach er dem Beamten „mehrmals von hinten in den Bereich des Kopfes“. Kurz darauf fällt ein Schuss, auch das ist im Video zu hören.

„Nach Augenzeugenberichten erlitt Stürzenberger schwere Stichverletzungen am Bein und im Gesicht“, schreibt Pax Europa. Und die Schatzmeisterin des Vereins, Stefanie Kizina, sagte: „Was heute passiert ist, das war ein Terrorangriff, kein Messerangriff.“ Die Attacke sei gezielt gegen den Aktivisten gerichtet gewesen.

Laut Medienberichten stammt der Täter aus Afghanistan

Nach übereinstimmenden Medienberichten handelt es sich bei dem Angreifer um den 25-jährigen Sulaiman A. aus Herat in Afghanistan, der in Südhessen lebt. Eine Bestätigung dafür gab es am Freitagabend nicht. Wie der SWR berichtet, hatte der Mann bis auf ein Mobiltelefon nichts dabei, was auf seine Identität schließen lässt.

In den Jahren 2003 und 2004 machte sich Stürzenberger als Pressesprecher der Münchner CSU unter der damaligen Vorsitzenden und Strauß-Tochter Monika Hohlmeier einen Namen. 2011 kam er einem Parteiausschluss wegen seiner Haltung zum Islam zuvor, trat aus der CSU aus und wechselte zur Partei „Die Freiheit“.

Stürzenberger gab an, dass ihn der Tod seines damaligen CSU-Parteifreunds, des Münchner Medienunternehmers und Fußballfunktionärs Ralph Burkei, im indischen Mumbai bei der Terrorattacke von Islamisten auf das Hotel „Taj Mahal“ im Jahr 2008 geprägt habe. Seit 2013 beobachtet der bayerische Verfassungsschutz Stürzenberger und dessen Aktivitäten. Der Verfassungsschutzbericht 2022 führt ihn und den bayerischen Landesverband von Bündnis Pax Europa unter der Kategorie „Verfassungsschutzrelevante Islamfeindlichkeit“ auf. Es lägen Anhaltspunkte vor, dass Stürzenberger und der BPE-Ableger „Bestrebungen verfolgen, die auf eine Abschaffung der Religionsfreiheit für Muslime gerichtet sind“.

„Dieser brutale Angriff erschüttert und schockiert uns“

Während den Pegida-Kundgebungen hatte Stürzenberger weitere Kontakte in die einschlägige Szene geknüpft. Etwa 2016, als er in Dresden vor der Semperoper, unter anderem mit dem damaligen Österreich-Chef der Identitären Bewegung und mittlerweile mit einem Einreiseverbot belegten Martin Sellner, sowie dem Chefredakteur des Compact-Magazins, Jürgen Elsässer, auftrat.

Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) zeigte sich am Nachmittag bestürzt über die Attacke: „Dieser brutale Angriff erschüttert und schockiert uns, er macht uns sprachlos.“ Auch er sprach von einer „Terrorattacke“.

Der Vorfall löste weit über die Stadtgrenzen hinaus Bestürzung aus. „Die brutale Gewalttat in Mannheim hinterlässt uns fassungslos“, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Wer Polizisten angreife, „greift unseren demokratischen Rechtsstaat an.“ Und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schrieb auf der Plattform X, die Bilder aus Mannheim seien furchtbar. Gewalt sei „absolut inakzeptabel in unserer Demokratie. Der Täter muss streng bestraft werden“.

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