Mannheim:Gleise nach Zugunglück freigeräumt

A damaged locomotive is pictured at the scene of a train crash in Mannheim

Aufnahmen von der Unglücksstelle nahe des Mannheimer Hauptbahnhofs.

(Foto: REUTERS)

Nach dem Zugunglück in Mannheim sind die Gleise am Hauptbahnhof wieder freigeräumt. Experten versuchen herauszufinden, warum der Güterzug den Eurocity gerammt hat.

  • Nach dem Zugunglück in Mannheim mit 35 Verletzten sind die Gleise wieder freigeräumt.
  • Augenzeugen berichten von den Sekunden im Inneren der Waggons, als das Unglück passierte.

Bergungsarbeiten am Mannheimer Hauptbahnhof abgeschlossen

Nach dem Zugunglück in Mannheim mit 35 Verletzten sind die Gleise am Hauptbahnhof wieder freigeräumt. "Die Bergungsarbeiten waren gegen 1.00 Uhr morgens abgeschlossen", sagte eine Sprecherin der Bahn am frühen Montagmorgen. Allerdings seien die Gleise noch nicht für den Verkehr freigegeben. Es gehe nun darum, die beschädigten Gleisanlagen, die Signaltechnik und die Oberleitungen wieder instand zu setzen. Die Reparaturarbeiten würden vermutlich bis Anfang kommender Woche dauern, teilte das Unternehmen mit. "Bis dahin müssen sich Reisende noch auf geringfügige Einschränkungen im Zugverkehr rund um den Mannheimer Hauptbahnhof einstellen."

Noch am Sonntagmittag hatte der Abtransport einer entgleisten Eurocity-Güterzuglok sowie der beiden umgekippten Wagen begonnen. Gegen 18.30 Uhr hatten die Ermittler am Samstag die Unfallstelle für die Deutsche Bahn freigegeben. Gut viereinhalb Stunden später trafen die beiden Bergekräne ein. Schon in der Nacht wurden die Lok des Eurocity und die transportierfähigen Waggons beider Züge weggezogen. Auch die heruntergefallenen Container des Güterzugs seien weggeräumt worden, sagte der Bahnsprecher.

Augenzeugen berichten vom Unglück

Das Zugunglück hatte sich am Freitagabend gegen 20.50 Uhr etwa 200 Meter vor dem Bahnhofsgebäude ereignet. Ein Güterzug rammte aus bislang noch ungeklärter Ursache einen Eurocity mit insgesamt 250 Fahrgästen, woraufhin fünf Waggons des Passagierzuges entgleisten. Zwei dieser Waggons stürzten um, sie waren mit etwa 110 Fahrgästen besetzt. 35 Menschen wurden verletzt, vier von ihnen schwer. Auch ein Waggon mit zwei Containern des Güterzugs war auf die Seite gekippt.

Passagiere, die zum Zeitpunkt des Unglücks in den Waggons saßen, haben von ihren Erlebnissen berichtet: "Ich habe den Zusammenstoß zuerst nicht wahrgenommen. Erst als unser Waggon in Schieflage geraten ist, habe ich gemerkt, dass etwas passiert sein musste", sagte Harald Geppert der Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung kurz nach dem Unfall. Der 61-Jährige war mit seiner Frau und einem neunjährigen Enkel auf dem Weg von Günzburg nach Trier. "Als unser Wagen dann umstürzte, brach keine Panik aus und es gab auch kein Geschrei. Alle waren starr vor Schock", sagte Geppert. Er habe dann sofort seine hinter ihm sitzenden Familienangehörigen versorgt, die beide nach der Befreiung durch die Feuerwehr ins Krankenhaus eingeliefert wurden.

Vereinzelte Verspätungen

Am Bahnhof in Mannheim - einem zentralen Knotenpunkt vor allem im Fernverkehr quer durch Deutschland - kommt es noch immer zu Behinderungen. Fernreisende müssen weiterhin mit Verspätungen von fünf bis zehn Minuten rechnen. Auch im Regionalverkehr gibt es Einschränkungen.

Experten versuchen, die Unfallursache zu klären

Am Ort des Unglücks waren am Samstag Spezialisten der Bundespolizei und der dem Bundesverkehrsministerium unterstehenden unabhängigen Unfalluntersuchungsstelle des Bundes eingetroffen. Das niederländische Unternehmen ERS Railways schickte ebenfalls Fachleute nach Mannheim.

Die Experten beschäftigt die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass der Güterzug den Eurocity seitlich rammte. Laut Bundespolizei wird geprüft, ob eine Weiche dabei eine Rolle spielte. Außerdem müsse untersucht werden, ob die Signale und die Fahrzeuge richtig funktionierten.

"Für uns ist es ein Rätsel, wie es zu dem Unfall kommen konnte. Wir haben an der Unfallstelle heute Nacht erst mal durchgeatmet, weil nicht mehr passiert ist", sagte der Einsatzleiter der Bundespolizei Udo Görgen. Die Rettungskräfte hätten sehr gut miteinander zusammen gearbeitet. Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) war am Samstag nach Mannheim gekommen, um sich ein Bild von den Aufräumarbeiten zu machen. "Wir haben richtig Glück gehabt, dass niemand gestorben ist", sagte er.

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