Mann ohne Gedächtnis:Gesucht, gefunden

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Mit diesem Bild des Mannes ohne Gedächtnis hat sich die österreichische Polizei an die Öffentlichkeit gewand - mit Erfolg. (Foto: dpa)

Der Mann ohne Gedächtnis bekommt eine Geschichte: Die österreichische Polizei hat die Identität des Mannes, der vor einigen Wochen in einem Krankenhaus in Bregenz gestrandet ist, herausgefunden. Tatsächlich ist er Deutscher - Freunde hatten ihn auf den Fahndungsbildern wiedererkannt.

Von Cathrin Kahlweit

Viele Details sind noch nicht bekannt, aber immerhin: Eine kleine Odyssee ist zu Ende. Ein Unbekannter, der sich seit November in Bregenz aufhält, hatte mithilfe der österreichischen Polizei nach seiner Identität gesucht. Die Behörden in Vorarlberg waren zwar davon ausgegangen, dass der Mann Deutscher ist, weil er hochdeutsch spricht. Wer er aber war, woher er kam, das wusste der Unbekannte nicht; er leide, hieß es, an Amnesie, hatte also sein Gedächtnis verloren.

Mittlerweile ist seine Identität geklärt: Nachdem die Behörden am Wochenende Fotos von dem Unbekannten veröffentlicht hatten, waren Hinweise von dessen Bekannten und Kollegen eingegangen. Offenbar handelt es sich bei dem Mann in Bregenz um einen 48-jährigen Deutschen aus dem Raum Stuttgart. Die Bekannten, die sich jetzt meldeten, gaben an, mit dem Mann nur noch selten Kontakt gehabt zu haben - daher habe ihn offenbar niemand vermisst und nicht vermisst gemeldet.

Begonnen hatte die seltsame Geschichte am 19. November. Da war im örtlichen Klinikum ein Mann aufgetaucht, der sich wegen einer Krankheit habe behandeln lassen wollen - welche Krankheit das war, teilte die Polizei nicht mit. Es habe sich dann herausgestellt, dass der Patient weder seine Herkunft noch seinen Namen wusste. Er habe sich nur daran erinnern können, dass er von Lindau nach Bregenz gewandert sei. Seither war er im Landeskrankenhaus Rankweil bei Bregenz untergebracht gewesen - und niemand hatte gewusst, wie es weitergeht. Die Behörden hatten erst an diesem Samstag beschlossen, Fotos des Mannes zu veröffentlichen, um Hinweise aus dem Ausland zu erhalten. Und das ist gelungen.

Interessanterweise hatten sich die Ärzte im Landeskrankenhaus mit einer Festlegung auf die Ursachen für den Gedächtnisverlust ihres Patienten zurückgehalten. Eine solche Störung könne psychische, aber auch organische Gründe haben, hatte Chefarzt Albert Lingg den Vorarlberger Nachrichten gesagt. Womöglich war der Mediziner vorsichtig gewesen, weil er an den Fall eines Deutschen dachte, der vor Jahren die britischen Behörden genarrt hatte: Der als "Piano-Mann" bekannt gewordene Unbekannte, der an Amnesie gelitten haben soll, war 2005 an der britischen Küste aufgetaucht, wunderbar soll er Klavier gespielt haben. Nach Monaten in einem Krankenhaus brach der Unbekannte sein Schweigen und gestand, er sei ein Bauernsohn aus Bayern, den Gedächtnisverlust habe er nur gespielt. Und das Klavierspiel soll er auch nicht beherrscht haben.

© SZ vom 07.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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