Mailand:Auf der Suche nach dem besten Designer

Wenn die Modeschauen für Frühjahr/Sommer 2005 beginnen, interessiert vor allem die Frage: Was kommt nach Tom Ford?

Von Peter Bäldle

München - Wenn am Samstag die Mailänder Designerschauen für Frühjahr/Sommer 2005 beginnen, werden diesmal nicht nur die Kleider interessieren. Spannender ist die Frage, wer künftig die Rolle von Designer-Superstar Tom Ford im großen Modetheater übernehmen wird.

Mailand: Charlize Theron trug bei der diesjährigen Oscar-Verleihung ein Kleid von Tom Ford.

Charlize Theron trug bei der diesjährigen Oscar-Verleihung ein Kleid von Tom Ford.

(Foto: Foto: AP)

Zehn Jahre lang hat der einstige Creative Director von Gucci und Saint Laurent die Mode dominiert, hat mit seinen Kollektionen deren Entwicklung vorangetrieben. Umso überraschender empfand man im Frühjahr das Aus für den laut Presse "Golden Boy" aus Texas. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs hatte sich der Luxuskonzern PPR Printemps-Pinault-Redoute, dem beide Modehäuser gehören, von Ford getrennt.

Schon seit dem überraschenden Tod des legendären Couturiers Christian Dior 1957 hat die Modebranche ihre Situation nicht mehr als so kopflos empfunden. Damals stand der junge Yves Saint Laurent als Retter bereit.

Doch wem schlägt die Stunde jetzt? Wird es Miuccia Prada sein? Es geht noch immer um die schöneren Handtaschen, schickeren Schuhe und höheren Verkaufszahlen. Immerhin hat La Prada mit ihrer diesjährigen Herbst/Winter-Mode so viel Erfolg, dass sie sogar auf das alltägliche Straßenbild Einfluss nimmt.

Andererseits steht das Duo Dolce & Gabbana bereit. Hollywood-Stars wie Nicole Kidman oder Charlize Theron wussten, dass jedes Kleid von Tom Ford einen oscarreifen Auftritt garantierte. Sahen deshalb die Entwürfe von Italiens erfolgreichster Boygroup nie luxuriöser, glamouröser und eleganter aus als für diesen Winter?

Auf der Suche nach dem besten Designer

Vielleicht signalisiert Tom Fords Weggang aber auch sehr viel mehr. Soziologen sagen, dass sich die Menschen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten auf Traditionen besinnen. Dann allerdings käme der Erfolg von Jean-Paul Gaultiers erster Herbst/Winter-Kollektion für Hermès zum denkbar richtigen Zeitpunkt.

Das einstige Enfant terrible der Pariser Szene hatte auf die Perfektion klassischer Männermode und die subtile Erotik der Amazone, der kühnen Reiterin des vorletzten Fin de siècle, gesetzt. Damit war einerseits der Tradition des Hauses Hermès, das 1837 mit Zaumzeug und Sätteln begann, Genüge geleistet. Andererseits bewirkte Gaultiers Premiere ein solches Rauschen im Modeblätterwald, dass sogar ausgebuchtete Reiterhosen als schick empfunden werden.

Doch wie steht's mit Tom Fords unmittelbaren Nachfolgern bei Gucci in Mailand und Yves Saint Laurent Rive Gauche in Paris? Beide sind unbeschriebene Blätter, waren aber Fords ehemalige Assistenten. Alessandra Facchinetti, die für Gucci entwirft, soll bereits seit mehreren Saisons für die raffinierten Couture-Details in den Kollektionen verantwortlich sein. Sie kommt von Prada, wie auch Stefano Pilati, der neue Mann bei YSL. Über ihn äußerte sich überraschend der wirkliche Yves Saint Laurent: "Ein guter Mann!"

Manch einer mag sich an Tom Fords Anfänge bei Gucci im Jahr 1994 erinnert fühlen. Damals zeigte er zum ersten Mal unter eigenem Namen die Kollektion. Auch er war völlig unbekannt. Aber über eines war man sich einig: Es hieß, er sei "ein guter Mann!"

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