16 Jahre ist es her, dass Madeleine McCann verschwunden ist. Seit einem Familienurlaub in Praia da Luz an der portugiesischen Algarve fehlt von dem damals knapp vierjährigen britischen Mädchen jede Spur. Die Eltern hatten Maddie und ihre beiden jüngeren Geschwister damals in einem Ferienapartment allein gelassen, als sie in einem nahe gelegenen Restaurant mit Freunden zu Abend aßen. Als sie zurückkamen, war ihre Tochter weg.
Unzählige Ermittlungsansätze und Suchaktionen gab es seither. Die Polizei geht davon aus, dass Madeleine entführt und getötet wurde, eine Leiche wurde allerdings nie gefunden. Nun kommt offenbar erneut Bewegung in den Fall. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig erklärte am Dienstag recht knapp, gegenwärtig gebe es "strafprozessuale Maßnahmen in Portugal", die durch die portugiesischen Behörden mit Unterstützung durch das Bundeskriminalamt (BKA) umgesetzt werden. Nähere Informationen würden aus ermittlungstaktischen Gründen nicht herausgegeben. Bereits am Montag war bekannt geworden, dass ein Stausee in Portugal durchsucht werden soll.
Seit Längerem ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen einen vorbestraften Deutschen. Christian B. steht im Verdacht, Madeleine McCann entführt und getötet zu haben. Derzeit verbüßt der 46-jährige Mann wegen eines anderen Verbrechens eine mehrjährige Haftstrafe. Zuletzt war ein Vergewaltigungsprozess gegen ihn geplatzt, er sitzt aber nach wie vor im Gefängnis. Christian B. hatte von 1995 bis 2007 regelmäßig an der Algarve gelebt, auch in einem Haus zwischen Lagos und Praia da Luz.

Braunschweig:Prozess gegen Verdächtigen im Fall Maddie vorerst geplatzt
Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte den 46-Jährigen unter anderem wegen Vergewaltigung angeklagt. Jetzt aber sieht sich das Landgericht nicht zuständig. Doch aus dem Gefängnis frei kommt er vorerst nicht.
Durchsucht wird nun der Arade-Stausee im Hinterland der Algarve. Ein Naturparadies, etwa 50 Kilometer von Praia da Luz entfernt, das bereits 2008 im Zusammenhang mit dem Fall Maddie im Fokus stand. Zwei bis drei Tage seien dafür veranschlagt worden, erklärte die portugiesische Polizei. Neben einheimischen Beamten waren Medienberichten zufolge auch deutsche und britische Polizisten vor Ort.
Auf Fernsehbildern war zu sehen, wie Beamte den Uferbereich durchkämmten. Ein Spürhund lief mit der Nase am Boden zwischen Büschen und Geröll hin und her. Taucher fuhren mit einem Schlauchboot auf den See hinaus. Dutzende Fahrzeuge und Spezialisten waren an dem Einsatz beteiligt, blaue Zelte dienten als Koordinationszentrum. Der See war schon am Vortag weiträumig abgeriegelt worden. TV-Teams durften nur aus der Ferne von außerhalb filmen.

Die letzte bekannte größere Suchaktion im Fall Maddie fand vor knapp drei Jahren, im Sommer 2020, statt. Wie bei früheren Operationen war damals wieder praktisch jeder Stein umgedreht worden. Im Juli jenen Jahres wurde unter anderem mit Hilfe von Tauchern in drei seit Jahren stillgelegten Brunnen in Vila do Bispo gesucht. Erfolglos.
Der Druck, etwas zu finden, das die Ermittler weiterbringt, ist nach so langer Zeit wohl noch gewachsen. Es gebe viele Hinweise, aber die Beweiskette sei nicht geschlossen, hieß es schon häufiger von der Staatsanwaltschaft Braunschweig. Für Christian B. gelte der Grundsatz der Unschuldsvermutung.
Madeleine McCann wäre heute 20 Jahre alt. Ihre Eltern Kate and Gerry haben die Hoffnung offenbar nicht aufgegeben. "Die polizeilichen Ermittlungen gehen weiter und wir warten auf einen Durchbruch", schrieben sie in einer ihrer seltenen Mitteilungen. Und fügten am 3. Mai, dem 16. Jahrestag des Verschwindens ihrer Tochter, hinzu: "Immer noch verschwunden. Immer noch so sehr vermisst."