Campingplatz in Lügde:Mehr Missbrauchsopfer als zunächst angenommen

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Blick auf den Campingplatz Eichwald in Lügde, auf dem Kinder für Pornodrehs missbraucht worden sind. (Foto: dpa)
  • Der sexuelle Missbrauch auf einem Campingplatz in Lügde hat ein größeres Ausmaß als bislang angenommen.
  • Nach der Pressekonferenz zu dem Fall am Mittwoch gab es Angaben der Ermittler zufolge Informationen auf mögliche neue Opfer.
  • Die Auswertung führte dann zu sechs weiteren Betroffenen. Damit ist die Zahl der bislang bekannten Opfer auf 29 gestiegen.

Die Zahl der bislang bekannten Opfer von schwerem sexuellem Missbrauch auf einem Campingplatz in Lügde ist von 23 auf 29 gestiegen. Das teilte die Bielefelder Polizei am Freitag mit. Nach der Pressekonferenz zu dem Fall am Mittwoch gab es Angaben der Ermittler zufolge Informationen auf mögliche neue Opfer. Die Auswertung führte dann zu weiteren Betroffenen. Weitere Details wie Altersangaben wollte die Polizei nicht nennen.

Die Ermittlungen zu dem Fall hat am Donnerstag das Polizeipräsidium Bielefeld als übergeordnete Behörde übernommen. "Insbesondere die große Menge sichergestellter digitaler Daten macht es erforderlich, weitere Fachleute anderer Polizeibehörden aus NRW in die Bearbeitung einzubinden", teilte die Bielefelder Polizei mit. Die im Raum stehenden Vorwürfe auch gegen Behörden werden im Rahmen der neuen Ermittlungskommission, auch aus Neutralitätsgründen, gesondert bearbeitet, hieß es weiter.

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Bereits 2016 hat ein Vater den tatverdächtigen Dauercamper angezeigt. Die Behörden warnten vor Rufmord und übler Nachrede.

Von Jana Stegemann

Zusätzlich zu den Ermittlungen gegen die Tatverdächtigen und mehrere Jugendämter steht auch die Polizei in der Kritik. Bereits 2016 sollen zwei Hinweise auf sexuellen Missbrauch bei der Polizei Lippe eingegangen sein. Nach Telefongesprächen mit den Zeugen leiteten die Beamten die Hinweise an das Jugendamt weiter. Das Amt bestätigte inzwischen, dass es Verbindungen zu dem Fall hatte. Eine Mutter aus dem Landkreis Hameln-Pyrmont habe ihr Kind von dessen Geburt an immer wieder bei dem mutmaßlichen Täter wohnen lassen.

Wohnsituation begründet keine Kindeswohlgefährdung

"Seit 2016 war unser Jugendamt in diesen Fall eingebunden und hat Kind und Mutter begleitet", teilte die Behörde mit. Und: "Die Wohnsituation war sicherlich nicht optimal, hat im Vergleich zu einer funktionierenden sozialen Bindung allerdings einen deutlich geringeren Stellenwert und begründet keine Kindeswohlgefährdung." Heute wüssten die Mitarbeiter, "dass diese Fassade zur bewussten Manipulation gehörte." Es sei "schwer zu ertragen, dass wir sie nicht früher einreißen konnten."

Weitere Schritte blieben damals nämlich aus. Die Staatsanwaltschaft Detmold hatte am Donnerstag bestätigt, dass auch gegen die Polizei ermittelt werde. Da Polizeibeamte bei Verdachtshinweisen laut Strafprozessordnung zur Verfolgung verpflichtet seien, sei diese Überprüfung jetzt folgerichtig, sagte ein Ministeriumssprecher.

Nach einer Anzeige im November 2018 war der schwere sexuelle Missbrauch von mindestens 23 Kindern über zehn Jahre hinweg auf einem Campingplatz in Nordrhein-Westfalen entdeckt worden. Der Hauptverdächtige sitzt seit Dezember in Untersuchungshaft, zwei weitere Tatverdächtige seit Januar. Ihnen wird auch die Verbreitung von Kinderpornografie vorgeworfen.

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