Süddeutsche Zeitung

Tatort Campingplatz:Staatsanwalt erhebt Anklage im Missbrauchsfall Lügde

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Von Jana Stegemann, Düsseldorf, und Britta von der Heide

Im Fall des massenhaften sexuellen Missbrauchs von Kindern auf einem Campingplatz im nordrhein-westfälischen Lügde hat die Staatsanwaltschaft Detmold Anklage gegen zwei Hauptbeschuldigte - Andreas V. und Heiko V. - erhoben.

Dies bestätigte das Landgericht Detmold auf Anfrage von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR. Das Gericht werde die Anklageschrift den Angeschuldigten nun zuleiten und um Stellungnahme bitten, teilte ein Gerichtssprecher am Abend mit. Dann werde geprüft, ob die Anklage zur Hauptverhandlung zugelassen werde.

Dem 56 Jahre alten hauptbeschuldigten Dauercamper Andreas V. wird vorgeworfen, über viele Jahre hinweg Kinder zwischen vier und 13 Jahren sexuell missbraucht und die Taten auch gefilmt zu haben. Der 49-jährige Feuerwehrmann Heiko V. aus Stade in Niedersachsen soll mindestens zweimal per Live-Chat am Missbrauch teilgenommen und diesen sogar ausdrücklich bestellt haben.

Andreas V. und sein Komplize, der 34-jährige Mario S. aus Steinheim, sollen ihre minderjährigen Opfer auch gezwungen haben, an anderen Kindern sexuelle Handlungen vorzunehmen. Kinder hätten sogar beim Missbrauch von anderen Kindern zusehen müssen. Das berichtete das Westfalen-Blatt unter Berufung auf Ermittlungsakten und einen Abschlussbericht, den die Ermittlungskommission "Eichwald" an die Staatsanwaltschaft Detmold übergeben habe. Demnach wird Andreas V. der sexuelle Missbrauch von 28 Kindern vorgeworfen, Mario S. der Missbrauch von 18 minderjährigen Opfern.

Ein Opferanwalt spricht von "unvorstellbaren Details". Die Kinder sollen teilweise so jung gewesen sein, dass "sie sich noch nicht einmal alleine die Schuhe zubinden konnten". Die Polizei Bielefeld und die Detmolder Staatsanwaltschaft äußerten sich nicht zu dem Bericht.

Die drei hauptbeschuldigten Männer sitzen seit Monaten in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hat bisher noch keine Anklage gegen V.s Komplizen Mario S. erhoben. Gegen fünf weitere Personen wird im Fall Lügde wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs, des Besitzes von kinderpornografischem Material oder Strafvereitelung im Amt ermittelt.

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